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Reisebericht Salvador da Bahia 2015

Halbnackte Sambatänzerinnen, dröhnende Musik aus allen Häusern, durch die Gassen ziehende Trommelgruppen, Caipirinhas an allen Strassenecken – Carnaval da Salvador has it all! Was wir bisher auf unserer Brasilienreise vermissten, machte Salvador wieder wett. Weshalb nur ein Wochenende Karneval feiern, wenn man auch ganze fünf Tage lang feiern kann? Das schien das Motto der Hauptstadt des Bundestaates Bahia zu sein.

Schon bei der Ankunft dämmerte es uns: hier ist im Moment nichts, wie es normalerweise ist. Hunderte von ToiToi-WCs, Polizeipräsenz, Musik, Ess- und Caipirinhastände an jeder Strassenecke und weitere Vorboten der wohl wildesten Zeit im Jahr. Bei unserer Ankunft schreiben wir Schmutziger Donnerstag, später Nachmittag. Es scheint, als brodle es in der Stadt. Jede und jeder ist irgendwie damit beschäftigt, seine persönlichen Vorbereitungen noch vor Einbruch der Dunkelheit fertig zu stellen. Und sei das einfach genug Bier auf Vorrat zu haben, bevor die Musiktruppen dann durch die Strassen ziehen und tausende von feierfreudige Menschen mit sich reissen.
Das Hostel Laranjeiras entpuppte sich als absoluter Glücksgriff. Schon vor unserer Ankunft wussten wir durch das Bestätigungsmail der Reservation, dass wir uns glücklich schätzen konnten, während des Karnevals nur R$60 pro Nacht zu bezahlen und vor allem keine Mindestanzahl von sechs Nächten gebucht haben zu müssen. Als wir dann eingecheckt und die wichtigsten Infos zum Karneval an der Rezeption erhalten hatten, war klar: this is the place to be. In diesen Gassen spielt sich das ab, wovon wir geträumt hatten. High five. Aber nicht nur während dem Karneval empfehlen wir, die Schlafstätte in der wunderschönen Altstadt auszusuchen. Die Topografie Salvadors ist auf der Karte vorerst nicht zu erahnen. So mussten wir, nachdem wir mit der Fähre von Itacaré angekommen waren, mit dem Elevador (Lift) zwischen der Cidade Baixa («niedrige» Stadt) und Cidade Alta («hohe» Stadt) fahren, um in den von uns zuvor ausgewählten Stadtteil Pelorinho zu gelangen.

Da wir aber alle Facetten des Karnevals von Salvador kennenlernen wollten, haben wir uns entschieden, am Abend den ersten grossen Umzug in Barra (sprich ‹Baha›, ganz im Südzipfel der Stadt) zu besuchen. Bald waren während der kurzen Busfahrt die Anzeichen deutlich genug, dass wir aussteigen mussten. Leute, die alle in dieselbe Richtung strömten, Bierstände soweit das Auge reicht; plötzlich waren wir mittendrin, statt nur dabei. Wir suchten uns am Boulevard, der direkt am Meer verläuft, ein Plätzchen in der Menschenmenge und nahmen uns Zeit zum Staunen. Es dauerte gar nicht mehr lange, bis gegen 21 Uhr die ersten riesigen Trucks, bepackt mit einer Soundanlage, die die grössten Konzerthallen zu beschallen im Stande wären, an uns vorbei tuckerten. Auf den Lastwagen spielen die Bands live, mitsamt Sänger und Entertainer. Umgeben sind diese Lastwagen von grossen Menschenmassen, die innerhalb eines von Hand getragenen Seils tanzen. Solch eine Einheit nennt man ‹bloco› und hat – je nach Beliebtheit – Ausmasse von über hundert Metern Länge und bestimmt gegen tausend Leute, die zum Tanzen innerhalb des Seils rund um den langsam fahrenden Lastwagen bezahlt haben (ca. 100 R$ haben wir uns sagen lassen). Der Umzug im Stadtteil Baha hat schon etwas von der Street Parade in Zürich, nur 5mal grösser und inkl. überschwappender Lebensfreude. Ganz anders ist der Umzug in Pelourinho, welcher das Ziel für den nächsten Abend war. In der Altstadt sind vermehrt auch traditionelle Formationen mit Trommeln unterwegs. Auch die Frauen in wunderschönen, weit ausladenden weissen, typischen Bahia-Kleider haben wir nicht vermisst. Tagsdarauf erwacht Salavador nicht etwa in Katerstimmung, nein Salvador bereitet sich stets auf noch mehr Karneval vor. Frühmorgens werden die Strassen gereinigt und sogleich entstehen immer mehr Bühnen und andere Schauplätze für das neuerliche Treiben am Abend. Bier ist weiterhin 24/7 an allen Ecken zu haben. Am dritten und letzten Tag unseres Besuchs hat sich die Lage unseres Hostels nochmals bezahlt gemacht. Die grösste Trommelformation Salvadors, die bereits in Michael Jacksons Video zum Song «they don’t care about us» auftrat, hat sich exakt unter unserem Fenster für den Umzug fertig gemacht und auch dort quasi ihr erstes Konzert gespielt. Glück gehabt – das bedeutete nämlich gratis VIP-Plätze.

Obrigado Salvador!

 

Tipps zur Anreise aus Itacaré:

Aus Itacaré kommend sind wir mit dem Bus nach Bom Despacho gefahren, anstatt bis nach Salvador selbt (5h, R$37). Gleich anschliessend geht es mit der Fähre weiter bis an den Hafen von Salvador (1h, R$4). Diese Variante ist mit Sicherheit die kürzeste Reiseroute, da die Busfahrt nach Salvador aufgrund der Meeresbucht/Flussmündung eine mehrstündige Verlängerung der Reisezeit mitgebracht hätte.

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