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Reisebericht Lijiang 2015

Auch in Lijiang ist der Busbahnhof weit und der Bahnhof noch weiter vom Stadtzentrum weg. Was in europäischen Städten fast immer das abolute Stadtzentrum darstellt, ist in China so nicht histroisch gewachsen und deshalb ist es heute für Reisende etwas umständlicher, ins Stadtzentrum resp. in die Altstadt zu gelangen. Da wiederum kein Mensch das Wort ‹Altstadt› auf chinesisch lesen konnte (oder effektiv nicht wusste, wo der Stadtteil ist, den jährlich zehntausende in- und ausländische Touristen besuchen), habe ich mich auf meinen Orientierungssinn verlassen und die Tore zur Altstadt bald gefunden. An gewissen Stellen, das heisst ausgewählten Eingangstoren zur Altstadt, stehen sehr viele und vor allem sehr wichtig aussehende Offizielle/Securitys, die Touristen 80 RMB verlange, für den Eintritt in den von der UNESCO als schützenswert eingestuften Teil der Stadt. Da ich bereits davon gelesen hatte und es hiess, das Geld würde zur Erhaltung der «denkmalgeschützten» Gebäude benutzt, habe ich bezahlt. Selbstverständlich gibt es eine unbekannt grosse Anzahl an Eingängen in die Altstadt, die noch nie eine solche Eingangskontrolle gesehen haben und ebenso viele Touristen haben weder eine solche Eintrittsgebühr bezahlt, noch haben sie je davon gehört.
Ich bin dann, nach einem ca. halbstündigen Gang durch das Labyrinth an Gassen, zu meinem auserwählten Hostel gekommen. Timeless Hostel heisst es und liegt am westlichen Ende der Altstadt. Die Angestellten und der Chef selbst sprechen angemessen Englisch und die Preise (35 RMB für ein Bett im Dorm) sind ok. Nach meiner Ankunft habe ich gleich festgestellt, dass es – obwohl man hier Stunden umhergehen könnte – genau fünf verschiedene Läden gibt. Musik-, Stoff-, Leder-, Süssigkeiten- und Teeläden. Jeden dieser Läden gibt es (unter anderem Namen) gefühlte 200x. Hinzukommen noch supermarktähnliche Läden (vakumierte Hühnerfüsse etc im Angebot) und unzählige Restaurants, die praktisch alle das exakt identische Angebot haben. Von dem her sind die Gebäude zwar teils sehr sehenswert (da alt – nehme ich an), jedoch die Altstadt als Ort zum Verweilen sehr langweilig. Es sei denn, man macht lustige Bekanntschaften und man trifft neue Leute – wie ich am folgenden Tag – und hat seinen eigenen Spass. Zuerst wollte ich mich am Morgen nach einem neuen Hostel umsehen, da in meinem scheinbar kein Platz mehr war. Was ich aber schliesslich fand (ohne ein neues Hostel mit einem freien Bett gefunden zu haben), ist ein kleines Restaurant, in dem Leute frühstückten. Ich setze mich hin und sah mich um. Die Beschreibungen (das ‹Menü› ist meistens an die Wand geschriebenn, konnte ich nicht lesen, also zeitg ich auf die Suppe eines älteren Herrn, die für meinen Geschmack sehr verträglich aussah. Ebenso ass er ein Spiegelei (ist übrigens gar nicht so leicht zu essen mit Stäbchen…), das ich auch gleich noch mitbestellte. Der Herr hatte Freude und gestikulierte, dass ich mich zu ihm hinsetzen sollte. Tat ich auch. Und schon hatte er mir ein Glas (eher eine flache kleine Schale) bestellt und der Herr, ohne dass ich ihn verstand, schenkte mir reinen Wein ein. Starken Wein, wohl aus Reis, mit 45% Alkohol. Morgens um 9 Uhr. Prost! Nach einer Suppe, einem Spiegelei und einer halben Flasche Schnaps machte ich mich auf den Weg zurück zum Hostel. Kaum da traf ich zwei Jungs, die gerade ins Städtchen wollten und ich fragte sie, ob ich mitkönne. Ein Japaner (der immer für einen Chinesen gehalten wird), ein Koreaner und ein Schweizer (alle mit hervorragenden Chinesischkenntnissen ;-)) nehmen da und dort ein Bier und bestellen sich etwas zu Essen, wovon sie keine Ahnung haben, was es ist. Schliesslich wollten wir noch die Hauptsehenswürdigkeit, die ‹Pools› (also einen Teich) und verschiedene Tempel herum, ansehen. Für mich, da ich ja das Eintrittsticket zur Altstadt hatte, war der Eintritt umsonst. Die anderen zwei hatten (natürlich – wieso auch?) kein Eintrittsticket zur Altstadt und wollten es am Eingang zu diesem ‹Teich-mit-Tempel› auch nicht bezahlten. Schnell war eine Lösung gefunden, in zwar in Form einer Frau, die mit Handbewegungen und 30 RMB zeigt, dass es einen Weg gibt, die 80 RMB zu umgehen. Wir folgen ihr durch Löcher im Stacheldraht und über glitschige Waldwege, bis wir dann in Mitten des Parks standen. In der Zwischenzeit hatte der Japaner den Preis auf 15 RMB pro Person heruntergehandelt. Die beiden bezahlten und wir genossen ein paar ruhige Minuten. Am Abend gingen wir nochmals zusammen Essen, bevor sich unsere Wege wieder trennten.

Am darauffolgenden Tag nahm ich mir vor, die umliegenden Döfer anzusehen (Bus Nr. 6 fährt bespielsweise nach Baisha, einem Dorf, das von der lokalen Naxi-Minderheit bewohnt wird) und die Tempel und Schreine zu besichtigen. In dieser Region sieht es wirklich so aus, wie man sich China vorstellt. Tempel mit typischen bunten, dreieckigen Fahengirlanden (wie z.B. auch in Nepal oder Tibet), rote Lampions, die von den steil nach obben ragenden Dachkäneln hängen und Märkte, wo lokale Frauen in Trachten von Gemüse über Pilze (sieht jedenfalls so aus) und allerlei Tierischem so ziemlich allesverkaufen, was die Leute dort gerne essen 🙂

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