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Dhaka: Reisebericht Bangladesch

Ja wo soll ich anfangen? Beim Guten: wir konnten schnell wieder weg. Sonst sei dem Bangladesh-Interessierten nur so viel gesagt: überlege es dir gut. Und wenn du dich entschieden hast zu gehen, überlege nochmal. Wir können Bangladesch nichts Positives Abgewinnen und wollen jede und jeden warnen, dass eine Reise nach Bangladesch nichts Lustiges ist. Im Gegenteil.

Anreise am Flughafen – eine nie da gewesene Odysee

Die Ankunft hätte schon mal nicht mühsamer und nerviger sein können. Die eben erst eingeführte neue Regelung betreffend Visa on Arrival ist so unsinnig wie ineffizient. Ein ebenso genervter Reisender aus Deutschland, mit dem wir uns in den etwa drei Stunden Wartezeit am Schalter am Flughafen in Dhaka unterhielten formulierte es so: «wer das erfunden hat, der gehört gesteinigt!». Grund der allgemeinen Aufruhr war die genannte Regelung (die aber nirgends beschrieben ist), dass man sich als Ausländer am Flughafen an einem nicht als solchen erkennbaren Schalter «registrieren» muss. Durch hunderte Arme hindurch streckt man seinen Pass einem Grenzbeamten hin (es hat nur einen einzigen solchen), der dann jeden Namen laut vorliest (mit viel Humor, insbesondere die chinesischen) und sie dann handschriftlich in eine Liste einträgt. Wichtig zu wissen wäre gewesen, dass es darauf ankommt, mit welcher Airline man gelandet ist. Denn nur wenn der Name auf dem Blatt für den Flug der entsprechenden Airline eingetragen wurde, kann der nächste Schritt erfolgen. Das sagt einem niemand, man erfährt es noch etwa einer Stunde nebenbei. Also nochmals anstehen und sich durchdrücken und hoffen, dass der Name auf der richtigen Liste landete. Dann heisst es am nächsten Schalter anstehen (selbstverständlich ist auch der nicht als solcher angeschrieben), wo man dann für die ganze Prozedur US$51 (ja, einundfünzig, es soll ja nicht möglichst unkompliziert sein) bezahlen darf. Der Beamte dort, erkennbar an seinem Freizeitlook in Thsirt und Jeans, wirft einem dann missmutig denn Pass wieder aus seiner Kabine. Auf die Frage, wo man sich als nächstes anstellen darf, schreit er «wait». Nach einer weiteren Stunde, in der niemand weiss was man tun soll oder was mit den gemachten Angaben passiert, heisst es an einem weiteren Schalter anstehen. Da standen wir rund eine weitere Stunde, bis wir an der Reihe waren und der Beamte dann sagte, wir sollen an einen anderen Schalter gehen. Kurz darauf fanden wir heraus, dass der Typ nun essen muss. Er holte seine Vorratsdose hervor und begann am Zollschalter sitzend seinen Reis mit blossen Händen ins Maul zu stopfen, dass sein ganzes Gesicht verschmiert war. In der Zwischenzeit fanden wir heraus, dass unsere Namen auf Liste eins per Fax zur Interpol nach New York geschickt wurden, um herauszufinden, ob wir etwas verbrochen hatten. Sicherheit geht schliesslich vor. Als dann der letzte arbeitende Zollbeamte fragte, ob uns ein 5-Tagesvisum reichen würde, hielt ich es kaum mehr aus. Ich erklärte ihm, dass ich kaum Luste habe, länger in diesem Land zu sein. Er lächelte und sagte, wir müssten die Ramadan-Gepflogenheiten halt respektieren und beim nächsten Mal ginge dann alles schneller. Es war mittlerweile fast 05:00 morgens und uns war bereits klar: in Bangladesch gibt es für uns kein nächstes Mal.

Das Hotel in der Altstadt von Dhaka

Wir nahmen ein Taxi vom Flughafen (der Koordinator vor Ort wollte 1000 Taka, also rund CHF 11 dafür), was wir angesichts der Uhrzeit und unserer Stimmung so annahmen. Er meinte zudem, er gäbe uns einen guten, erfahrenen Fahrer und ein sehr gutes Auto. Logischerweise war der Fahrer von der Sorte «ich habe keine Ahnung wo ihr hinmüsst, aber ich fahre einfach mal (schnell)» und das Auto kurz vor Schrott. Egal, wir wollten schlafen. Als ich dem Fahrer zum fünften Mal erklärt habe, wo er abbiegen soll (nachdem er bestimmt zehn Leute nach unserem Hotel gefragt hatte, dieses aber immer falsch ausgesprochen hat), lenkte er ein und wir waren beim Hotel Seven Star (er nannte es konsequent Seventy Star). Im zweiten Stock angekommen und den ersten Brechreiz überwunden (es stinkt nach Kot in der Strasse), hatten wir das Vergnügen den Nachtportier zu wecken. Der versuchte dann vergeblich, den Rezeptionisten telefonischen zu erreichen. Nach rund einer Viertelstunde war der dann dennoch da und gab mir wortlos ein Formular zum Ausfüllen. Das war komplett in Bengali. Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich es nicht verstehe. Also erläuterte er in wenigen Englisch-Brocken, was ich wo schreiben müsse (obwohl er alle meine Angaben hatte, da ich online reserviert hatte): Vorname, (Nachname ist nicht nötig), Vorname der Mutter, Vorname des Vaters, Körpergrösse, Alter. Nach etwas zögern noch die Passnummer. Dann: «Payment»! Ok, verstanden. US$ 25 für das grosse Dreibettzimmer mit Klimaanlage und eigenem Bad sind zwar Wucher für Bangladesh, aber da es kaum bessere Alternativen gibt, nahmen wird das. Im Zimmer angekommen und die ersten vier, fünf Kakerlaken begrüsst, haben wir dann den Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass er uns doch saubere Bettlaken bringen und die Durchfall-Hinterlassenschaften unseres Vorgängers aus dem WC bereinigen möge. Als alles einigermassen sauber war, gingen wir schlafen.

Ein Rundgang in der Altstadt von Dhaka

Nach ein paar Stunden Schlaf, freuten wir uns auf den ersten Rundgang in der Altstadt. Wir hatten uns auf ein Gewusel, Gerüche und Armut eingestellt. Aber was wir gesehn haben, übertraf doch unsere Vorstellungen. Es war heiss, es war stickig, es lagen Berge von Müll und Unrat mitten auf den (unasphaltierten) Wegen, die man sich mit Mopeds, Rickschas, Fussgängern, Katzen, Hunden, Ziegen, Kühen, etc. teilt. Das unangenehmste ist allerdings (wenn man den Marsch zu einer der angeblichen Sehenswürdigkeiten in der Altstadt unverletzt überstanden hat), dass die Tempel, Kirchen, Moscheen, Forts oder was auch immer, nicht wirklich sehenswert sind. Man bezahlt das zehnfache der lokalen Leute als Eintritt (200 bis 500 Taka, also etwa CHF 2.50 bis 6.00), aber nicht mal das sind diese Bruchbuden wert. Der scheinbar schönste Tempel der statt, umgeben von einer Müllhalde, ist nicht mehr als ein Baugerüst. Wir standen davor, staunten nicht schlecht, was hier als Sehenswürdigkeit durchzugehen scheint und wurden dabei auch bestaunt. Rickschafahrer im Vorbeigehen starren und sobald man stehen bleibt, versammeln sich innert weniger Sekunden zwanzig, dreissig Leute um einen und glotzen einfach. Sie halten ein paar Zentimeter Abstand (nicht wie in Indien, wo einen alle paar Sekunden jemand am Arm reisst). Wirklich angenehm ist es aber nicht.

Street-Food in Dhaka

Als die Sehenswürdigkeiten, naja, nicht überzeugen konnten, versuchten wir abends nach dem Eindunkeln nochmals unser Glück und freuten uns auf Street-Food. Da Ramadan war, waren tagsüber nicht viele Stände offen. Die, die offen waren, sind stets mit Tüchern abgedeckt, sodass man nicht sieht, dass drinnen gesündigt wird. Aber auch abends wurden wir eher etwas enttäuscht. Nur ein paar Stände, die etwas Undefinierbares in Öl frittiert anboten, sowie Reis mit Schaffleisch, waren da. Satt, aber nicht wirklich zufrieden, mit dem was wir gesehen hatten, gingen wir zu Bett.

Wie lange in Dhaka bleiben?

Der zweite Tag war genau gleich wie der erste. Verschwitzt durch die stinkende Altstadt durch Müllberge an halsbrecherischen Rickschas vorbei zu enttäuschenden Sehenswürdigkeiten laufen. Fazit: Wer wirklich den Stempel von Bangladesch im Pass haben will, dem sei empfohlen, allerhöchstens einen Tag einzuplanen (plus die erwähnte Wartezeit am Flughafen). Wer nicht zwingend nach Bangladesch muss, sollte hier nicht her kommen! Es lohnt sich nicht! Wirklich nicht.

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