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Reisebericht Addis Abeba 2014

Spontan, verrückt, abenteuerlich, ausgefallen – egal welches Adjektiv die aktuelle Reise am besten trifft, ich habe mich auf den Weg nach Äthiopien gemacht. Warum auch immer, interessiert hat mich dieses Land schon seit längerem. Schon die Anreise selbst war ein Erlebnis. In Frankfurt am Flughafen (es gibt keine direkten Flüge Schweiz – Äthiopien) musste ich in einem scheinbar eigens für diesen Flug angelegten Bereich im Terminal B warten. Es sah aus wie in einem easyjet-dominierten Teil des Flughafens. Es hatte nichts ausser eine Toilette. Und die (verrückten???) Leute, die nach Jeddah (oder Dschiddah – wie auch immer, die Stadt in Saudiarabien am Roten Meer, dort hält Flug LH598 immer auf dem Weg nach Addis Abeba) wollten, mussten hinter einer Abschrankung warten. So weit wo gut. Aber dass Saudiarabien doch etwas anderes ist als wir es uns gewohnt sind (das ist nicht wertend), habe ich nach gut 4,5 Stunde Flug zu Ohren bekommen. Aus dem Cockpit hiess es, beim Eintritt in den saudiarabischen Luftraum müssen alle alkoholischen Getränke eingesammelt, verschlossen und unsichtbar verstaut werden. Und dann ging das lustige Bier-und-Wein-schnell-leertrinken los! Die Frage sei dennoch erlaubt: Nimmt mich ja schon wunder, wie die Saudis umgekehrt auf ein solches Gesetz in Europa reagieren würden. Egal. Auf jeden Fall war der Landeanflug auf die (offensichtlich von der Ölindustrie geprägten Stadt am Meer) schön anzusehen und nach ein paar Litern (hoffentlich günstigerem) neuem Treibstoff gings dann auch flugs weiter, zurück über das Rote Meer, über Eritrea nach Äthiopien. Fast schon gespentisch sah es aus, als wir landeten. Kaum Lichter waren zu sehen, notabene an einem der ‹busiest airports of africa›. Mein Visa on arrival bekam ich ohne anzustehen und sogar noch günstiger, als wenn ich es mir zu Hause bei der Botschaft organisiert hätte.
Im Hotel in Addis Abeba angekommen schwankte ich kurz zwischen ’schlafen gehen› und ‹raus auf die Strasse und sehen was das Nachtleben hier so bietet›. Letzteres habe ich dann getan. Schon in der ersten Bar haben sich freundliche, interessierte und extrovertierte Äthiopier zu mir gesellt und wir haben über Gott und die Welt philosophiert.
Am nächsten Morgen habe ich mich schnurstracks auf den Weg zum Mercato gemacht. Gut das tönt jetzt etwas angeberisch, zumal es in dieser Stadt, wo niemand so genau weiss, wie viele Leute da wirklich leben, keine Strassenname gibt. Ich bin gegen Westen gelaufen und so zu sagen in Afrikas grössten Markt (das stimmt, das ist nicht nur mein Gefühl, das steht auch im Reiseführer) hineingestolpert. Echt eindrücklich, wie die Leute (zum Teil natürlich auch unter freiem Himmel, weil der Markt eher ein ganzes Quartier ist, als nur ein Markt) im strömenden Regen, mit kaputten Sandalen bekleidet, eine Hand voll Kartoffeln feil halten.
Ich habe nichts gekauft und versuchte, zur Piazza (einem der Fixpunkte in der Stadt, an denen man sich orientieren kann) zurückzukehren. Hungrig war ich, so trat ich in ein Restaurant ein. Da Feiertag war (ich verstehe das System immernoch nicht ganz, aber es hat mit dem baldigen Neujahr zu tun), gab es nur rohes Fleisch. Da das nicht so mein Ding ist, bin ich wieder gegangen. Zwei junge Männer in meinem Alter sind mir gefolgt und haben gefragt, ob sie mir ein alternatives Restaurant zeigen dürfen. Ok dachte ich, und schon waren wir die Gassen um die Piazza eingetaucht. In einem sehr einfachen kleinen Restaurant habe ich meine erste Injera Injera (DAS äthiopische Essen! Eine omelette-artige pizza-grosse, säuerlich schmeckende und wie ein Schwamm aussehende Platte, auf der allerlei Gemüse, Sauce, Fleisch, etc. gereicht werden) gegessen. Darauf hin wurde ich noch zu einem starken, kleinen äthiopischen Kaffee eingeladen. Die Äthiopier sind grundsätzlich stolz auf ihren Kaffee und man bekommt ihn überall an jeder Strassenecke. Den Rest des Nachmittags habe ich mit meinen zwei neuen Kollegen in einem – wie soll man das beschreiben – Freizeitraum verbracht. Es gab zuerst ein kleines, selbstgebautes Kino und dahinter einen weiteren Raum, wo man einfach hocken, etwas trinken und den sozialen Austausch hochleben lassen konnte. Alkohol wird da nicht ausgeschenkt, aber es wird fleissig Kaffeeblätter gekaut, die eine beruhigende Wirkung haben sollen.
Im Verlauf des Abends habe ich mit Leuten, die ich am Vorabend bereits getroffen hatte, noch eine kleine Tour durch ein paar sehr versteckte – Bars kann man es nicht nennen – Sitzgelegenheiten mit Getränkeausschank gemacht. Tej (Honigwein) und einen lokalen Wodka habe ich probiert, was beides nicht allzu stark im Geschmack, aber ganz ok war.

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