Wir wurden bis zu unserer Spanisch Schule ¨Sisai Spanish School¨ gefahren und dort herzlich von den beiden Schwestern Marivel & Yaneth begrüsst. Sie gaben wichtige Informationen zur Stadt, zeigten unseren 5 minütigen Schulweg und führten uns zu unserer Unterkunft. Die Gastfamilie erwartete uns bereits gespannt. Lilli und ihre Familie waren uns sofort sehr sympathisch. Das grosse moderne Haus und unser gemütliches Zimmer überraschten uns positiv.
Am nächsten Tag begann der erste Schultag anders als erwartet. Pascal hatte während der Nacht starke Magenprobleme und fühlte sich gar nicht gut. Nachdem wir in der Schule unsere jeweiligen Spanischlehrer kennen gelernt hatten, wurde Pascal von seinem Lehrer Luis in der ersten Lektion zum nächsten Arzt begleitet. Wie sich herausstellte hatte Pascal als Souvenir von Mexico verschiedene Arten von Parasiten mitgebracht und bekam zwei Antibiotika verschrieben. Dank dieser Behandlung verbesserte sich sein Zustand schnell, so dass er am Spanischunterricht dennoch teilnehmen konnte.
Quetzaltenango ist hauptsächlich für seine grosse Auswahl an Sprachschulen bekannt. Die meisten Touristen halten sich auch genau aus diesem Grund hier auf. Es gibt unzählige verschiedene Sprachschulen unterschiedlicher Qualität und Preisklassen. Unsere Schule kostete 200 Dollar pro Woche und Person. Dieser Preis enthält täglich 5 Lektionen Einzelunterricht, Unterbringung bei einer Gastfamilie mit 3 Mahlzeiten täglich (in unserem Fall auch am Wochenende). Die ¨Sisay Spanish School¨ ist eine Nonprofit Organisation, welche mit den Einnahmen Projekte an lokalen Schulen unterstützt. Z.B kaufen sie mit dem Geld Kindern ihre Lehrmittel, da diese für sie sehr teure sind. Nur dies ermöglicht ihnen den Besuch einer Schule. Ausserdem erhalten die Lehrer einen Lohn über dem Durchschnitt, was die hohe Qualität des Unterrichts sichert.
Der Unterricht endet jeweils um 13 Uhr. Nachmittags oder am Abend wird von der Schule täglich eine Aktivität organisiert. Dieses Konzept von Einzelunterricht, Leben bei einer Guatemaltekischen Familie und Aktivitäten sorgte für schnelle Fortschritte bei unseren Spanischkenntnissen. Das klare und verhältnismässig langsame Spanisch der Guatemalteken sorgte ausserdem zu einem schnellen Lernerfolg. Dank der lockeren und freundlichen Stimmung hatten wir immer viel Spass.
Wie in vielen Guatemaltekischen Familien, leben auch in unserer Familie mehrere Generationen. Die 95 Jährige ¨Abuelita¨ war das älteste Mitglied, auch wenn wir die nette Frau gute 15 Jahre jünger geschätzt hätten. Sie freute sich über jegliches Gespräch oder auch manchmal nur über Gesellschaft, oder wie sie es so schön nannte, eine Freundin zum TV schauen:).
Quetzaltenango ist einerseits interessant um Spanisch zu lernen, andererseits bietet es auch eine gute Möglichkeit, Guatemala von einer weniger touristischen Seite kennen zu lernen als in Antigua oder am Lago Atitlan. Mit öffentlichen Bussen (chickenbus) können verschiedene Ziele in der nahen Umgebung günstig und einfach erreicht werden. Viele davon sind noch weniger überlaufen als die klassischen Tourenziele rund um Antigua. Im Folgenden schreiben wir über schöne Ausflüge, von welchen wir einige im Rahmen von Aktivitäten unserer Schule kennen lernten. Alle davon sind problemlos auf eigene Faust durchführbar und mit geringem finanziellem Aufwand verbunden:
Fussballspiel im Stadion:
Wir hatten Glück und während unseres Aufenthaltes fand ein wichtiges Spiel der Guatemaltekischen Meisterschaft statt. Dabei spielte Quetzaltenango gegen Antigua. Mit 2 unserer Lehrer, zwei anderen Schülern aus unserer Schule und weiteren Einheimischen waren wir bereits fast zwei Stunden vor Spielbeginn im Stadion. Wir sicherten uns einen guten Platz, kosteten das einfache, günstige aber schmackhafte Essen und freundeten uns mit anderen Fans an. Da es sich um ein wichtiges Spiel handelte und das Wetter gut war, füllte sich das Stadion ordentlich. Das Niveau des Fussballs war nicht gerade überragend aber das Erlebnis im Stadion war unglaublich. Es herrschte eine tolle Stimmung. Im Gegensatz zu Europa wurden überraschenderweise die meisten Schiedsrichterentscheidungen hingenommen und nicht kommentiert. Die zahlreichen Fluchwörter, welche wir zu unserem Spanischvokabular hinzufügen konnten, richteten sich zu unserem Erstaunen nicht nur gegen die Rivalen sondern auch gegen das eigene Team. Denn Xela (¨Schela¨ ausgesprochen, ist die Abkürzung für Quetzaltenango) dominierte klar, schaffte es aber nicht, in Führung zu gehen. Als in den letzten Minuten doch noch das erlösende Tor zum Sieg erzielt wurde, verbesserte sich die Stimmung wider enorm und es wurde gefeiert. Nach Spielende verschwand die Mannschaft jedoch sofort und auch die Zuschauer begaben sich zum Ausgang. Eine Feier mit dem Team ist hier anscheinend unüblich. Wir hatten einen tollen Abend und fühlten uns in den Reihen der Fans richtig wohl. Deshalb können wir den Besuch eines Fussballspieles im Stadion auf jeden Fall empfehlen.
Fuentes Georginas Hot Springs:
Es gibt in der Umgebung von Xela zahlreiche natürliche warme Quellen von denen wir zwei besucht hatten. Eine davon ist besonders schön und sicherlich einen Besuch wert. Die Fuentes Georginas befindet sich ca. 1.5 Stunden von Xela entfernt. Mit dem Public Bus fuhren wir gemeinsam mit Will nach Zunil und nahmen dort ein Taxi.
Insgesamt kostet die Anreise maximal 5 Dollar pro Person und ist sehr einfach. Der Eintritt beträgt um die 50 Quetzales (ca. 6 CHF). Es empfiehlt sich am Vormittag hier zu sein. Meist hat es weniger Leute und die Rückreise ist problemlos möglich. Da wir erst um ca. 15.00 Uhr hier waren, hatten wir lediglich 1 Stunde um die gemütliche Atmosphäre zu geniessen. Ausserdem war es Sonntag und der letzte Bus von den Quellen fuhr heute nicht. Das erfuhren wir leider erst als es zu spät war. Taxis waren auch keine mehr vor Ort und wir hätten eines bestellen müssen. Mit dieser Verzögerung hätten wir aber den letzten Bus in Zunil nach Xela verpasst. Dummerweise hatten wir viel zu wenig Geld dabei, um ein Taxi für den ganzen Weg zu bezahlen. Glücklicherweise war noch eine Schulklasse mit ihrem Bus bei den Quellen. Wir erklärten den beiden Guides, welche die Klasse begleiteten, unsere Situation. Da sie noch einige Plätze frei hatten, nahmen sie uns drei mit nach Quetzaltenango und das sogar gratis. Wer Touren mag, kann für ungefähr 20$ ein Packet mit Transport und Eintritt in Xela buchen. Bei diesen Touren hat man aber meist auch nicht viel Zeit, um die Quellen zu geniessen.
Friedhof:
Der Friedhof von Quetzaltenango ist einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die farbigen Gräber und die kleinen Kapellen sind wunderschön. Neben zahlreichen europäischen Auswanderern, viele davon aus Deutschland, liegen hier auch ehemalige Guatemaltekische Präsidenten und eine lokale Fussballlegende begraben. Ein Besuch sollte man eher auf den Vormittag legen, da sich am späteren Nachmittag teilweise Jugendgruppen in den stilleren Ecken dieses riesigen Areals versammeln und es schon übergriffe auf Touristen gab. Tagsüber ist der Friedhof auf den Hauptwegen jedoch sicher und auf jeden Fall einen Besuch wert.
San Andres Xecul Kirche:
Diese wunderschöne Kirche besuchten wir gemeinsam mit Fernando, einem Lehrer unserer Schule. Er erzählte uns spannende Infos zur Stadt und der Kirche. Die Stadt ist stark geprägt von der Mayakultur, welche trotz der Spanischen Inquisition überlebte. Die Farben der Kirche sind typische Farben dieser Kultur, welche in dieser Stadt an mehreren Stellen anzutreffen war. Ein alter Brauch wird hier weiterhin zelebriert, bei dem mutige Männer über ein Drahtseil bis zum Turm der Kirche balancieren. Vor diesem Fest verbringen einige davon mehrere Wochen im Wald, um sich mental auf dieses Fest vorzubereiten. All diese interessanten Infos bereicherten diesen Ausflug sehr. Jedoch ist bereits die schöne Kirche mit der traumhaften Umgebung einen Besuch wert. Wir konnten im Privatfahrzeug von Fernando mitfahren, ein Besuch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist jedoch ebenfalls problemlos möglich.
Restaurante y Mirador Panorama:
Nach dem Besuch der Kirche fuhren wir zum schweizerischen Restaurant Panorama. Dieses ist auch bei den Einheimischen dank des tollen Ausblicks über die Stadt beliebt. Insbesondere in der Nacht hat man eine schöne Aussicht über die Stadt. Wir nutzten die Gelegenheit und bestellten ein Käsefondue, welches überraschend gut schmeckte. Wer den Ausblick auf das nächtliche Xela geniessen möchte, sollte für den Rückweg ein Taxi bestellen, da sich in der Gegend viele streunende Strassenhunde rumtreiben und auch schon Personen ausgeraubt wurden.
Cerro el Baul:
Diesen Hügel mit einem schönen Ausblick über die ganze Stadt besuchten wir gemeinsam mit Will an unserem letzten Tag in Xela. Vom Zentrum Aus kann man den „Gipfel“ in 60-90 Minuten erreichen. Da es abends angeblich teilweise zwielichtige Personen in dieser Gegend hat, empfiehlt es sich, vormittags auf den Cerro el Baul zu gehen. Oben wird man mit dem tollen Ausblick über Xela und die ganze Umgebung belohnt. Ausserdem findet man hier eine riesige Statue eines Mayakriegers und eine Rutsche aus Stein, die bei den Guatemaltekischen Kindern sehr beliebt zu sein scheint. Um den Beginn des Weges auf den Berg zu finden muss man genau schauen. Am Ende der Calle 5a am Nordöstlichen Fuss des Berges zeigt eine Aufschrift nach rechts. Dort beginnt der ca. 40 minütige Aufstieg.
Fast zwei Wochen hatten wir in Quetzaltenango verbracht und wären am liebsten länger geblieben. Wir können diese Stadt jedem empfehlen, der neben der bekannten Tourismuszielen etwas authentischere Eindrücke sammeln möchte. Wer mindestens 5 Tage oder idealerweise mindestens 1 Woche hier verbringt, sollte ein Besuch der Sisai Spanish School in Betracht ziehen. 5 Tage Unterricht reichen, um ein brauchbares Spanisch zu lernen oder die Kenntnisse zu verbessern. Die Aktivitäten am Nachmittag und am Samstag sind ideal, um in kurzer Zeit viele tolle Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.
Unser letzter Abend mit der Diplomübergabe: