Auf der Flucht vor dem Regen haben wir in Itacaré unser Glück versucht und hier einen Stopp eingelegt. Itacaré ist in Brasilien bekannter und beliebter, als ich gedacht hatte. Zurecht. Der kleine Badeort in Bundesstaat Bahia an der Atlantikküste bietet alles, was das Travellerherz begehrt. Zudem ist der Ort beliebt bei Surfern, die – wie natürlich auch die Leute, die zum Baden kommen – zwischen verschiedenen Stränden wählen können. Unser Lieblingsstrand war von Anfang an der nächstgelegene und in wenigen Minuten zu Fuss erreichbare ‹Praia de Resende›. Bilderbuchmässig ragen die Palmen in den stahlblauen, wolkenlosen Himmel. Die starke Brandung des Meeres schlägt bis zu zwei Meter hohe Wellen, die am flach abfallenden Strand schaumig brechen. Links und rechts ist der Strand von Felsen gesäumt, die auch quasi die Grenze zum nächsten Strand bilden. Jenen haben wir auch einmal abends zum Feierabendbier aufgesucht und den Surfern zugeschaut. Dieser Strand ist einiges lauter, belebter und umtriebiger. Hier gibt es neben den «normalen» Caipirinha-Ständen auch einen kleinen Skatepark und eine Bühne und ein Restaurant. Wie gesagt, wir hatten den ersten lieber.
Übernachtet haben wir, wie bereits in Rio de Janeiro, im Che Lagarto Hostel. Das zur in ganz Südamerika vertretenen Hostelkette gehörende Backpacker ist gut in Dorfzentrum gelegen. Wir würden wieder hingehen, obwohl wir diesmal mit unseren Zimmergenossen etwas Pech hatten. Ein Haufen sehr rücksichtsloser Argentinier, die uns das eine oder andere Mal aufgeweckt haben, aber das kann passieren und ist immer mal wieder anzutreffen. Apropos Argentinier, die sind überall in Brasilien anzutreffen und sind auch überall etwa gleich taktlos. Ob in Rio oder nun Itacaré, meiner Meinung nach spricht man in Brasilien jemanden nicht – ohne zu fragen ob er oder sie der Sprache mächtig ist – mit Spanisch an, einfach in der Annahme, man werde schon verstanden. Hinzukommt, dass die Argentinier nicht unbedingt ein leicht verständliches Spanisch sprechen. Ich möchte sie nich generell so nennen, aber die argentinischen Mitreisenden, die wie auf dieser Reise angetroffen haben, waren allesamt eher von der unsympathischen Sorte.
Itacaré ist irgendwie zweitgeteilt. Es gibt einen Teil, in dem sich das Nachtleben abspielt, wo die Bars, die Souvenirläden, die Restaurants sind. Und es gibt einen Teil, der wie für die lokale Bevölkerung ist. Ich nehme einfach mal an, dass ein Grossteil der Touristen auch keinen oder kaum Kontakt zum Rest des Dorfes hat (und auch nicht haben will). Wir sind aber natürlich, auf der Suche nach lokalen Essen und Trinken, los und haben undefinierbares Bahia-Essen auf der Strasse gegessen und gutes Bier in einer kleinen Bar mit verbleichten Plastikstühlen getrunken. Genau so, wie wir es gerne mögen. Ebenso gerne hatten wir ein Restaurant, das wir schliesslich zwei Mal besuchten, das den Namen ‹Naturalmente› hat. Die nette Besitzerist selber im Service und bietet jeden Tag einen anderen ‹prato do dia›, also einen Tagesteller, vegetarisch.
Übrigens, Itacaré ist – sofern man nicht so oder so schon in der Region ist – gut via den Flughafen von Ilheus (IOS) zu erreichen. Von dort hatten wir mit einer anderen Schweizer Mitreisenden, die wir am Flughafen trafen, ein Taxi zum Rodaviaria (Busbahnhof) genommen (R$26). Praktischerweise ist sehr bald, wenn auch etwas verspätet, ein Bus nach Itacaré gefahren (Reisedauer ca. 2 Stunden, Preis R$ 13).
Eines der Highlights unseres Aufenthalts in Itacaré war mit Sicherheit das Riverrafting! Wir haben es in einer beliebigen ‹Travel Agency› gebucht und wurden tagsdarauf am Morgen abgeholt. Die Fahrt zum Startpunkt dauerte zwar eine knappe Stunde, jedoch waren das Wetter und die Landschaft schön, sodass wir auch noch etwas «vom Land» gesehen haben. Das Rafting an sich war nicht ganz so herausfordernd, wie wir es uns erhofft hatten. Ebenso war es etwas schade, dass der Guide ausschliesslich portugiesisch sprach. In einem Ort, der von Touristen lebt und im Vergleich zu anderen Raftings in Lateinamerika, ist dies schon bemerkenswert. Vor allem gibt es einem zu denken, dass auch Sicherheitsinstruktionen auf portugiesisch sind und im Fall eines Unfalls seine Anweisungen unverständlich gewesen wären. Die Englischkenntnisse der Brasilianer waren uns bislang eher positiv aufgefallen. Wir haben zwar keine Erklärungen verstanden, was wir jedoch verstanden hatten, ist, dass noch ein Canopy (also eine «Fahrt», in einem Huftgurt und am Seil befestigt, über den ganzen Fluss) inklusive war. Das war toll!
Und noch eine Anmerkung der anderen Art. Plastik in allen Formen und Farben ist in Brasilien scheinbar ein Zeichen von wachsendem Wohlstand. Während in Europa Bestrebungen vorangetrieben werden, um Verpackungsmüll zu reduzieren, sind die Brasilianer Weltmeister im Verpacken. Im Supermarkt wird jede noch so kleine, eingekaufte Einheit möglichst separat in einen Plastiksack verpackt, etwas das schwerer als ca. 500 Gramm zu sein scheint sogar in zwei Plastiksäcke. Im Flugzeug ist der Snack in Plastik verpackt und das dann nochmals in einer Plastikdose mit einer Plastikhülle. Jeden einzelnen Caipirinha, den wir auf dieser Reise getrunken haben – und das waren doch ein paar 😉 – wurde im Wegwerfbecher verkauft. Irgendwie befremdlich für mich.