Aufgrund der zeitraubenden und umständlichen Zugfahrt mit Umsteigen in Nanning (Südwestchina), haben wir uns entschieden, uns einen kurzen Flug von Hong Kong nach Hanoi zu leisten. Nicht nur hat dieser uns einen Tag geschenkt, er hat uns auch das Einreiseprozedere nach Vietnam erleichtert, da Visa on arrival nur an einem der drei internationalen Flughäfen des Landes erteilt werden.
Hanoi ist so, wie ich Südostasien in Erinnerung hatte und zugleich so, wie ich es noch nie gesehen habe. Einerseits zwängen sich unzählige Motorräder durch die engen Strassen der Innenstadt und an allen Ecken werden Spiesse und Sandwiches grilliert resp. zubereitet. (Übrigens, nirgends auf der Welt, ausserhalb Europas, wird solch gutes und knuspriges Brot verkauft wie in Hanoi. So gute Baguettes – entweder einfach so oder gefüllt mit Fleisch und frischen Kräutern – habe ich seit langem nicht mehr gegessen.) Andererseits sind da die typisch vietnamesischen Strassenverkäuferinnen, die Reisstrohhüte tragen und ihre Ware in zwei geflochtenen Körben, die an je einem Ende einer Holzstange hängen, die über die Schulter getragen wird, anbieten und verkaufen. Zudem ist das Klima in der Hauptstadt der sozialistischen Republik Vietnam angenehm kühl und kaum so feucht wie ich es z.B. aus Bangkok kannte, wo es zum Teil unerträglich schwül sein kann.
Das Zentrum von Hanoi ist ziemlich übersichtlich, demnach haben wir uns rasch zurechtgefunden und auch schon unsere Lieblingsbeizen gefunden. Berühmt sind vor allem Pho, vietnamesische Suppen, die fast überall zubereitet werden. Zum Beispiel Phở bò, eine klare (Hühner-)Brühe mit Reisnudeln, Chicken oder Beef und frischen Kräutern wie z.B. Basilikum, Koriander, aber auch Chili, Zitronengras und das Kraut einer Rübe (wir glaube es ist Rettich…).
In Hanoi ist auch das Mausoleum des Staatshelden Ho Chi Minh, der streng bewacht und unter der wehenden vietnamesischen Fahne ruht. Einige andere Tempel und Pagoden haben wir uns angeschaut, ehe wir uns dann dem Nachtleben gewidmet haben. Einige Bars und Discos findet man im Zentrum, jedoch sind Vietnamesen nicht die geborenen Nachtschwärmer, so dass die Strassen nach 23 Uhr ziemlich leer sind. Insgesamt können wir sagen, vietnamesische Städte können „ausgangsmässig“ nicht mit den chinesischen Metropolen mithalten.
Ach ja, da war dann auch nach das Dilemma mit unserem Ausflug zur Halong Bay, die als UNESCO Weltkulturerbe wirklich ein „must“ ist, wenn schon mal Hanoi. Geplant war ein dreitägiger Ausflug mit Bootsrundfahrt in der Bucht, Übernachtung auf dem Schiff, diversen Aktivitäten wie Biken oder Wandern auf grösseren Inseln und schliesslich eine Übernachtung in einem Beachresort auf Monkey Island. Wie bereits erwähnt, Hanoi ist nicht bekannt für heisses Wetter, zumindest nicht zu dieser Jahreszeit. So war dann auch das Wetter an der Bucht miserabel, sodass wir zuerst gar nicht aufs Boot konnten und am Ende konnten wir gerade mal drei Stunden aufs Wasser, wovon wir einen Grossteil in einer überfüllten Tropfsteinhöhle verbrachten, von denen ich genug gesehen hatte. So mussten wir halt am selben Tag wieder nach Hanoi fahren (es sind doch fast vier Stunden Fahrt auf holpriger Strasse). Am nächsten Tag verliessen wir die Hauptstadt in Richtung Süden, in einem Schlafbus, der diesen Namen eigentlich nicht verdient hätte, da man auf der Autobahn (man könnte sie auch Buckelpiste nennen) kein Auge zumachen konnte. So viele Spurwechsel (von Spur zu reden ist zwar etwas übertrieben) und vor allem Gehupe habe ich bis weder gesehen noch gehört.