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Reisebericht Teheran 2016

Mit einem bisschen Nervosität gings los auf die Iranreise – 1. Stopp Teheran

Neben uns im Flugzeug von Kiev nach Teheran sass eine junge, hübsche Frau mit einem Kurzhaarschnitt. Sie trug ein Tanktop. Kurz vor der Landung packte sie auf einmal einen Mantel und ein Kopftuch aus ihrer Tasche aus und verhüllte sich. Ich folgte ihr und wickelte noch etwas unbeholfen meinen Schal um Kopf und Hals. Wir waren bereit für die Ankunft im streng islamischen Iran.

Alle negativen Vorurteile über den Iran hatten wir im Voraus in Gedanken ausgeblendet, wobei sich diese sofort nach der Ankunft am Imam Khomeini Flughafen auch in der Realität in Luft auflösten. Von der ersten Minuten an haben wir die Gastfreundschaft und Offenherzigkeit der Iraner kennengelernt. Die Schwester meiner Tante stand da, um uns abzuholen. Ohne ein Wort englisch zu sprechen hiess sie uns willkommen und führte uns zu einem Taxi. Wo wir genau hinfuhren, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Persische Familien sind gross. Und wie gross sie wirklich sind, haben wir dann erlebt, als wir im Haus ankamen, in dem die Nichte der Schwester der Frau meines Onkels wohnte. Sie nahmen uns von Beginn an wie ein Teil der Familie auf. Weiter ging es am nächsten Tag wiederum mit Bekannten dieser Nichte, die uns zwei Tage lang ganz Teheran zeigten und überall hin miteinluden.

Unterwegs in Teheran – ein paar Tipps

Teheran kann man auf zwei verschieden Arten erleben: Man ist unterwegs mit Teherani, welche einem stolz das Teheran der Oberschicht zeigen, oder man erkundet es auf eigene Faust und ist somit meist eher im südlichen und weniger noblen Teil der Stadt unterwegs. Obwohl sich Unverständnis auf der Seite unserer Bekannten bemerkbar machte, weshalb wir lieber den Basar und nicht die Shoppingzentren besuchen wollten, haben wir schlussendlich beide Teile von Teheran erkundet.

Für einen Besuch in Teheran sollte man sich mindestens zwei volle Tage einplanen, um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu sehen. Die Strecken zwischen den Highlights der Stadt sind sehr gross und noch nie habe ich eine Stadt mit so viel Stau und Chaos auf den Strassen erlebt. Daher gleich vorab: bloss kein Auto mieten!

Zu unseren Highlights gehörte der lebendige Basar (unser Lieblingsbasar im ganzen Iran), der Milan Fernsehturm und vor allem die unvergleichlich warmherzige Gastfreundschaft unserer Gastgeber. Weniger eindrücklich fanden wir den Golestan Palace, der Palast des letzten persischen Shans, der eigentlich gemäss Reiseführer der Höhepunkt der Sehenswürdigkeiten von Teheran sein soll. Hier noch ein kleiner Tipp: Immer wenn es darum geht, Eintritt für eine Sehenswürdigkeit zu bezahlen, lohnt es sich, mit Einheimischen unterwegs zu sein. Der Eintrittspreis, der auf Farsi angeschrieben ist, ist meist zehnmal tiefer als der mit westlicher Schrift angegebene Preis.

Als Mann oder als Frau im Iran

Zum Schluss hier noch eine Anektote zu unserer Anreise, die einen kleinen Vorgeschmack darauf gibt, dass man als Frau oder Mann den Iran auf eine ziemlich unterschiedliche Art und Weise erleben wird:

Tobi: Noch nie habe ich bereits an der Passkontrolle einen freundlicheren Landsmann gesehen, der sich neben meinem Pass viel mehr um das Elfmeterschiessen zwischen Deutschland und Italien an der Europameisterschaft kümmerte. Mit einem Lachen und einem Willkommensgruss gab er mir meinen gestempelten Pass zurück und meinte, er hofft, dass Italien weiterkommt.

Corina: Noch nie habe ich bei der Passkontrolle erlebt, dass man so wenig gemustert wird. Hat der Zöllner überhaupt geschaut, ob ich die Person im Pass bin? Ich hätte auch mit einem fremden Pass einreisen können. Aber so ist es im Iran eben. Es gehört sich als Mann im Iran nicht, eine Frau anzuschauen. Man schaut einfach lieber weg. Es gehört sich hier nicht, auf «Hello» einer Frau etwas zu erwiedern und ebenso nicht, auf «Thank you» zu reagieren.

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