Seoul war ein guter «appetizer» und macht definitiv Lust auf mehr Südkorea! Die beiden jungen Frauen, die das ‹Lazy Fox Hostel› betreiben, haben gesagt, viele Leute würden Südkorea bei ihrer Reiseplanung auslassen. Wer jedoch da war würde sagen, Korea (es wird jeweils nur ‹Korea› gesagt, wobei logischweise der Süden gemeint ist) sei wunderbar. Wir können dies soweit bestätigen. Seoul ist eine moderne und dennoch gemütliche Stadt. Natürlich ist sie (vor allem für europäische Verhältnisse) riesig, aber der motorisierte Verkehr hält sich in Grenzen. Auf jeden Fall fühlt man sich nicht, als würde man im Verkehr und Smog untergehen. Der öffentliche Verkehr funktioniert hervorragend und muss sich vor manchem Verkehrsnetz europäischer Städte und Länder in keiner Weise verstecken. So sind wir mit der Metro für 1350 Won (= ca. 1 CHF/EUR) von Hondae (Ausgangsquartier und Standort unseres Hostels) nach «down town» gefahren und haben uns da verschiedene Tempel, Shopping Malls, Märkte und China Town angesehen. China Town ist nicht weiter erwähnenswert, jedoch sind die anderen Einkaufsmöglichkeiten weitere Ausführungen wert. Das Quartier Maedong lässt sich als autofreies open air Shopping-Quartier beschreiben. Zur Morgenstund geht es noch beschaulich zu und her, nach dem Mittag platzen die Gassen aus allen Nähten. An jeder Ecke stehen, zusätzlich zum reichlichen Angebot an Verpflegung, weitere mobile Essstände parat, um den kleinen Hunger oder die kleine Lust auf Süsses zu stillen. Vieles davon mutet für Europäer fremd an. Eine undefinierbare, schwabbelige Masse zu einer Halbkugel geformt, wohl süss und offenbar sehr beliebt als Snack oder ein muffin-ähnlicher Teig, garniert mit einem Spiegelei, Kernen und einem süssen Guss, sind nur zwei Beispiele für das, was man so ‹on the go› haben kann oder könnte. Eine gute Lösung für das (auf den ersten Moment) etwas unübersichtliche Quartier voller Läden sind Karten/Stadtpläne, die nur diese ca. 5×5 Blocks zeigen, jedoch so detailliert, dass jeder noch so kleine Kiosk darauf zu erkennen ist. Das war sehr praktisch, da wir auf der Suche waren nach Smartphones und so Apple-, vor allem aber Samsung-Stores gefunden haben. Weniger günstig sind hingegen die Preise dieser Geräte im Vergleich zu Europa. Ein Smartphone kostet in Korea rund CHF 100.- mehr als zu Hause. Dies rührt daher, dass Koreaner ihre Phones allesamt mit Verträgen und somit (wohl) preisgünstiger beziehen. Apropos Smartphones; Koreaner und vor allem Koreanerinnen liiiieeeben ihre Smartphones. Was in unseren Breitengraden als unanständig gilt betr. Mobiltelefongebrauch, wird in Korea toleriert. Beim Essen jedoch liegt das Smartphone zuweilen zwar auf dem Tisch, wird aber kaum benutzt. Essen ist heilig. Darum ist es in koreanischen Restaurants auch ziemlich ruhig, da es sich nicht gehört, laut zu sprechen beim Essen. Das Essen wird geschätzt, aber nicht zelebiert. So verlassen Koreaner wenige Sekunden, nach dem der oder die Letzte fertig gegessen hat, das Restaurant. Bezahlt wird beim Ausgang, auf ultramodernen Touchscreens steht der zu bezahlende Betrag, den es nicht aufzuteilen gilt unter den Gästen, sondern von einer Person bezahlt wird. Selbst unser «Stammlokal», auf dem Weg von der Metrostation ins Wohnquartier, ist, sofern ich das beurteilen kann, typisch koreanisch. Einfache, oft fleischlastige, aber schmackhafte Gerichte, serviert mit ‹Kimchi› (eingeleger, vergorener Weisskohl mit Chili; der wird in Korea zu jeder Mahlzeit serviert), werden mit Suppe und vor allem mit Stäbchen aus Edelstahl gegessen. Rülpsen und Schlürfen wie in China ist verpöhnt , ebenso lautes Naseschnauben. Aber man darf zeigen, dass es einem schmeckt!
Die Koreaner sprechen insgesamt leider wenig Englisch, was jedoch überhaupt kein Problem darstellt, da ein bisschen Herausforderung und Abenteuer (z.B. beim Bestellen der Speisen) ja schliesslich sein muss. Auf der anderen Seite sind so Meinungs- und Interessenaustausch etwas eingeschränkt. Die Leute in Seoul sind sehr modisch und zu jeder Zeit gut gekleidet. Besonders beliebt sind in diesem Jahr offenbar Birkenstock-Sandalen, für Männer und Frauen gleichermassen. Lustig ist auch, dass schwarz und weiss in dieser Saison offensichtlich dominieren und mache Päärchen im Partnerlook unterwegs sind. Interessant zu sehen war das Verhalten der Koreaner in einer Bar. Gewöhnlicherweise bestellen wir Europäer ein Getränk im Glas. In Korea wird pro Tisch jeweils eine grosse Flasche Schnaps, ein Kübel mit Eiswürfeln, Mischgetränken und eine grosse Frücheplatte serviert. Alle, die am Tisch sitzen, bedienen sich dann daran. Sehr beliebt sind K-Pop-Bars in Südkorea. Um zu wissen wie das tönt, muss man nicht einmal die Bar betreten, denn die Musik ertönt jeweils auch ausserhalb der Bar auf dem Trottoir, quasi als Vorgeschmack und um herauszufinden, ob man mag, was gerade läuft.
Alles in allem war die Zeit in Seoul sehr erlebnisreich. Leider hat es auch hier vermehrt start geregnet, sodass wir als letztes Abendessen typische Instant-Nudeln im 7/11 um die Ecken geholt haben und auch noch ’selber zubereitenten› koreanischen Fast Food erlebt haben 🙂
2 Kommentare
Pingback: Seoul | Linerider
Pingback: Manila | Linerider