Lake Toba
Endlich war es soweit, Indonesien stand als nächstes auf unserem Reiseplan. Wir freuten uns schon lange, dieses vielseitige und teilweise noch weniger touristische Land zu bereisen.
Indonesien besteht aus über 17‘000 Inseln und ist der grösste Inselstaat der Welt. In den geplanten 6 Wochen werden wir also vermutlich nicht alle Inseln erforschen können ;). In Indonesien leben über 237 Millionen Menschen, ein Grossteil davon auf Java. Weltweit gibt es nur 3 Länder mit einer grösseren Bevölkerung. Mit 200 Millionen Muslimen ist Indonesien ausserdem der Staat mit der grössten Islamischen Bevölkerung. Doch nun genug Zahlen, hier kommen unsere Erlebnisse:
In Medan angekommen, fuhren wir direkt in unser Hotel, das etwas ausserhalb des Zentrums lag. Da wir nicht vorhatten, in Medan etwas zu besichtigen, verbrachten wir den nächsten Tag mit der Planung unserer Weiterreise. Versehentlich hatten wir nur ein Einpersonenzimmer gebucht. Dies kümmerte die Angestellten jedoch nicht. Erst als wir verwundert darüber waren, wieso wir nur 1 Frühstücks Bon und 1 Frottiertuch bekamen, klärten sie uns über unser kleines Missgeschick auf :). Da das Bett und der Raum jedoch unseren Ansprüchen genügten, durften wir im Zimmer zum günstigen Preis bleiben. Das Hotel und auch die Umgebung war eine völlig untouristische Gegend. Das zeigte sich unter anderem am mässig guten Englisch der Hotelangestellten, die uns teilweise nicht wirklich weiterhelfen konnten. Schnell bemerkten wir, dass das Reisen hier in Indonesien und besonders in Sumatra etwas weniger einfach gehen würde als in den bisherigen Ländern. Konnten wir bisher unsere Weiterreise meist bequem von der Unterkunft aus organisieren, erfuhren wir im Hotel erst nach mehrmaligem Nachfragen, zu welchem Busbahnhof wir uns als nächstes aufmachen müssen. Auch einige andere Dinge waren für uns neu. So wird in Indonesien fast überall geraucht. Im gesamten Hotel (inklusive der Zimmer) hängt ein andauernder Qualmgeruch herum. Dennoch waren uns die Einheimischen von Beginn weg sehr sympatisch. Sie wirkten aufgestellt und waren ausserordentlich freundlich und interessiert. Alles in Allem war unser Start in unserem seltsamen Hotel in Medan ein interessanter Beginn unserer Indonesienreise.
Nachdem wir uns in Medan nichts angeschaut hatten (abgesehen von einer Moschee gibt es hier auch nicht wirklich etwas anzuschauen), fuhren wir früh morgens mit einem Taxi zum Busterminal. Dort hatten wir die Wahl zwischen dem Localbus und einem klimatisierten Minibus. Wir versuchen zwar meist die günstigeren lokalen Verkehrsmittel zu nehmen aber in diesem Fall bezahlten wir den geringen Aufpreis für den Minibus gerne. Das untenstehende Bild zeigt euch den Unterschied 🙂
Was auf dem Bild nicht zu sehen ist, sind die zahlreichen rauchenden Fahrgäste im Localbus. Im Minibus war dies glücklicherweise untersagt. Die 5 stündige Fahrt zum Hafen von Parapat am Kratersee war dann zwar komfortabel aber sehr abenteuerlich. Unser Fahrer bereitete sich vermutlich auf ein Formel 1 Rennen vor. Mit hoher Geschwindigkeit rasten wir über eine Strasse mit Gegenverkehr. Mehrere sehr waghalsige Überholmanöver sorgten dafür, dass unser Adrenalinspiegel nicht zu tief sank. Wir waren uns insbesondere von Vietnam bereits halsbrecherische Fahrten gewöhnt, aber selbst diese waren vergleichsweise harmlos. Die drei Verkehrsunfälle, die wir unterwegs passierten, sorgten für ein mulmiges Bauchgefühl, wenn wir an die langen Strecken dachten, die wir in den nächsten 6 Wochen in Indonesien zurücklegen wollten. Die Tatsache, dass niemand anhält um den Opfern zu helfen, sorgte nicht unbedingt für eine Beruhigung.
Wir freuten uns darüber, nach fast 5 Stunden Fahrt beim Hafen von Parapat angekommen zu sein. Am dortigen Markt kauften wir uns einige Früchte und freuten uns über die freundliche Verkäuferin.
Während der Bootsfahr auf die Insel Samosir wurde uns erstmals die imense Grösse dieses Kratersees bewusst. Kein Wunder, da es sich hier um den grössten Kratersee der Welt handelt. Das Schiff fährt von Hotel zu Hotel, die jeweils ihren eigenen Anlegesteg haben. Unseres (Mas Cottage) war eines der letzten, da es leicht ausserhalb des Städtchens Tuk Tuk liegt. Uns gefiel auf Anhieb seine überschaubare Grösse und die süssen im Badak Stil errichteten Häuschen. Unser frühes Aufstehen hatte sich gelohnt, denn wir trafen als erste von 4 weiteren Gästen ein und bekamen deshalb ein Zimmer in der oberen Etage mit einem traumhaften Blick auf den See. An diesem Abend unternahmen wir nicht mehr viel. Wir spazierten der Strasse oberhalb der Küste entlang und genossen den tollen Ausblick auf den Sonnenuntergang. Anschliessend speisten wir im Restaurant unseres Hotels, das wirklich grandioses Essen servierte. Dabei unterhielten wir uns mit der netten Kellnerin, die sich in jeder freien Minute zu uns an den Tisch setzte :). Ausserdem gesellte sich ein anderer Hotelgast aus Berlin zu uns und wir verbrachten einen tollen Abend.
Mit ihr verabredeten wir uns am nächsten Tag, um gemeinsam die Insel mit den Rollern zu erkunden. Bereits nach wenigen Kilometern erreichten wir einen kleinen lokalen Markt, auf dem wir die einzigen Touristen waren. Sie verkaufen dort Fleisch, Kleidung, handgefertigte Tücher, CDs mit Weihnachtssongs und riesige lebendige Goldfische. Im Gegensatz zu uns, halten die Indonesier diese jedoch nicht als Haustiere, sondern sie gelten als Delikatesse. Den Weihnachtsschmuck, der einige der Stände zierte, wiederspiegelte, dass der grösste Teil der Inselbewohner dem Christentum angehören.
Nach dem Besuch des Marktes machten wir uns auf den Weg zu einem Aussichtspunkt und den dazugehörigen Hot Springs. Jedoch stürzte unsere deutsche Kollegin mit ihrem Roller auf dem Weg dorthin. Dies war für alle beteiligten ein Schock, da neben einzelner Schürfwunden auch eine schlimmere Verletzung am Fuss die Folge war. Glücklicherweise eilten uns sofort mehrere Einheimische zu Hilfe. Ein Autofahrer fuhr die Verletzte zum nächsten Arzt, während sein Beifahrer das lädierte Motorrad lenkte. Wir fuhren ebenfalls zum Arzt und warteten dort während Stunden auf den Doktor. Die Krankenschwestern reinigten die Wunden und teilten uns mit, dass diese Verletzung in einem anderen Spital behandelt werden müsse. Nach Stunden ohne Schmerzmittel wurde die Patientin von einer Angestellten unseres Hotels zum nächst besseren Spital aufs Festland begleitet. Nach diesem anstrengenden Tag erholten wir uns im Restaurant unseres Hotels. Den Abend verbrachen wir mit unseren neuen Nachbarn, 2 liebe Männer aus Ungarn.
Diese sind vor kurzem nach Lankawi (Malaysia) ausgewandert und eröffneten dort ein kleines Bed&Breakfast. Am nächsten Tag erkundeten wir mit ihnen ein Nachbarsdorf und betrachteten dort unter anderem die „Stone Chairs“. Das sind Stühle aus Stein, die in einem Kreis angeordnet sind. Dort wurden früher Sitzungen und Gerichtsverhandlungen abgehalten, Urteile verkündet oder sogar Hinrichtungen durchgeführt. Etwas seltsam ist die Tatsache, dass die Einheimischen auf dieser Insel noch vor 60 Jahren Menschen assen. Beim Besuch dieser traditionellen Städte fiel uns auf, dass hier eventuell noch Leute leben, die sich vielleicht sogar einen knusprigen Touristen schmecken liessen ;). Nach diesem entspannten Tag assen wir gemeinsam in unserem Hotel das Nachtessen. Die frisch im See gefangenen Lobster von Damaris waren mit einer feinen, scharfen Currysauce gewürzt und schmeckten besonders lecker.
Am nächsten Tag genossen wir das schöne Wetter im Hotel und kühlten uns zwischendurch im riesigen See ab, der erstaunlich warm war. Später spazierten wir mit den beiden Ungaren nach Tuk Tuk, um dort die Vorführung eines lokalen Tanzes anzuschauen. Tuk Tuk ist ein süsses Städtchen, das auf einer kleinen Landzunge steht. Die beiden Ungaren wussten unglaublich viel über Botanik und erklärten uns viele spannende Fakten über die lokalen Pflanzen. Der Tanz war ganz speziell und wir wurden sogar dazu aufgefordert, uns zu beteiligen. Wir hatten einen tollen Abend. Lediglich das Essen schmeckte nicht annähernd so gut wie das leckere Essen im Hotel.
Da wir trotz mehrtägigem Aufenthalt auf dieser Insel noch praktisch nichts davon gesehen hatten und es uns bisher super gefiel, verlängerten wir nochmals 2 Tage. Am nächsten Tag starteten wir einen nächsten Versuch sie zu erkunden und fuhren mit einem Motorrad durch verschiedene Dörfer. Dabei passierten wir viele Kirchen, Reisfelder und bestaunten die wunderschöne Landschaft mit Vulkanen im Hintergrund des Sees.
Gegen Abend genossen wir in Tuk Tuk einen Kaffee. Es ging nicht lange und ein junger Lehrer mit seiner Klasse (15&16 jährig) stiess zu uns und fragte, ob sie mit uns ein Interview durchführen dürfen, um ihr Englisch zu praktizieren. Es waren lustige und interessante Fragen, die uns gestellt wurden und ein tolles Gespräch von über 1h entstand. Am Schluss wollten noch alle ein Erinnerungsfoto machen, woraus sich ein lustiges Fotoshooting entwickelte. Zuvor wurde Pascal bereits in einem anderen Dörfchen von einer ähnlich alten Indonesierin interviewt, wobei Damaris das Ganze auf Film festhalten musste. In Form von Schulprojekten müssen sie mit 3 Touristen solche Interviews durchführen, was unserer Meinung nach eine super Sache ist und zu einem tollen Lerneffekt führt. Somit endete unser letzter Tag auf der Insel Samosir. Es ist ein wunderschöner Ort, an dem man gut verweilen und entspannen kann. Wir können allen nur empfehlen hier vorbei zu schauen. Auch unser ruhiges Hotel „Mas Cottage“ mit dem freundlichen Personal und dem hervorragenden Essen trug viel zu einem angenehmen Aufenthalt bei.
Vom Lake Toba wollten wir auf unserem Weg nach Bukit Lawang zunächst einen Halt in Berastagi einlegen. Aufgrund des schlechten Wetters wäre eine Besteigung der berühmten Vulkane dort aber vermutlich nicht möglich gewesen. Deshalb fuhren wir direkt nach Bukit Lawang, wo auf uns bereits ein absolutes Highlight unserer Reise wartete :).