Bukit Lawang
Wir freuten uns auf unsere geplante zweitägige Dschungelwanderung in dem „Taman Nasional Gunung Leuser“ in welchem heute zahlreiche wilde und halbwilde Orang- Utans leben. Früher wurden hier Orang-Utans wieder ausgewildert. Dieses Programm wurde vor einigen Jahren beendet, aber die ungefähr 5’000 Tiere, welche heute in der Gegend frei leben, sind noch immer die Hauptattraktion für die meisten Besucher. Im Voraus konnten wir uns jedoch noch nicht sehr viel darunter vorstellen und ahnten noch nicht, dass uns ein absolutes Highlight unserer Weltreise erwartet.
Kurz nach 7 Uhr morgens legte die Fähre vor unserem Hotel in Lake Toba an, um uns nach Parpat zu bringen. Dort stiegen wir in ein Auto um. Auf Anfrage eines Fahrgastes fuhren wir einen kleinen Umweg, um an einem schönen Wasserfall eine kurze Pause einzulegen. Da es in Sumatra zur Zeit nur wenige Touristen gibt, werden die wenigen Personen mit PWs und nicht Minibusen zwischen diesen beiden Destinationen transportiert. Alle Insassen waren froh über den kleinen Umweg und genossen den tollen Ausblick zum Wasserfall. Es folgte eine kurvenreiche Strasse, die wiederum durch eine saftig grüne und wunderschöne Landschaft führte. Eine Etappe davon gehört zum fruchtbarsten Teil der Insel. Als wir in dem angeblich so tollen Berastagi anhielten, um jemanden auszuladen, waren wir froh, dass wir uns nicht für einen Aufenthalt in dieser Stadt entschieden hatten. Anstatt eines kleinen gemütlichen Städtchens handelte es sich nämlich um eine schmuddelige unschöne Stadt mit einem riesigen Verkehrschaos. Die letzten 2 Fahrstunden führten über eine sehr holprige, gegen Schluss auch unbefestigte Strasse durch Palmölplantagen. Damaris fühlte sich schon den ganzen Tag nicht wohl und diese Strassen verstärkte die Bauchkrämpfe und das Übelkeitsgefühl zusätzlich. Um 19 Uhr abends trafen wir nach einer fast 12 stündigen Reise endlich in Bukit Lawang ein.
Dort wurden wir von Arief, einem aufgestellten jungen Mann erwartet. Für den anstehenden Marsch durch den nächtlichen Dschungel, nahm er Damaris den Rucksack ab und reichte uns Taschenlampen. In der Dämmerung und geringer Beleuchtung versuchten wir während 10 Minuten Einzelheiten aus dem länglichen Dörfchen zu erhaschen. Am Ende des Dorfes wurde das Plätschern des Flusses „Sungai Bohorok“ lauter und wir waren bald von Dunkelheit umgeben. Im spärlichen Licht unserer Taschenlampen ging es flussaufwärts, einem schmalen Pfad entlang durch den nächtlichen Dschungel. Wir waren froh Arief bei uns zu haben, da wir keine Ahnung hatten wo wir sind und welche Tiere sich neben uns im Gebüsch bewegten ;). Dies war der perfekte Start in unser Dschungelabendteuer. Nach insgesamt 25 Minuten Fussmarsch erreichten wir unsere Unterkunft (Kupu Kupu Garden) und wurden vom Besitzer Jeff und seinem guten Freund Amen (“Amin“ ausgesprochen) wärmstens empfangen.
Wie sich später herausstellte war Amen der Vorgesetzte von Arief und gleichzeitig unser Guide für den zweitägigen Dschungeltreck. Beide wohnen zurzeit bei Jeff, da sie wenige Meter hinter dem Kupu Kupu Garden das Haus von Amen bauen. Somit müssen sie nicht mehrmals täglich den Weg ins Dorf zurücklegen und können ausgeruht früh morgens mit dem Bau beginnen. Eine ganz tolle Tradition war, dass sie jeden Abend ein Family Dinner veranstalten bei dem die Drei gemeinsam mit den Gästen zu Abend essen. Pascal genoss das feine Essen und verbrachte einen gemütlichen Abend. Damaris fühlte sich immer noch unwohl und musste auf ihr Lieblingsgemüse „Kürbis“ verzichten. Sie versuchte sich in dem äusserst schönen Orang-Utan Bett zu erholen. Nach dem Dinner gesellte sich noch ein weiterer guter Freund der drei dazu, Agung. Auch er baut zurzeit eine Unterkunft wenige hundert Meter weiter Flussaufwärts. Es hört sich nun so an, als wäre die ganze Umgebung eine Baustelle. Weit und breit war jedoch kein Gebäude oder andere Menschen zu sehen, wir waren wirklich umgeben vom Dschungel. Aufgrund der schlechten Verfassung von Damaris verschoben wir den geplanten Jungeltreck vorerst um einen Tag.
Am nächsten Morgen erblickten wir zum ersten Mal die atemberaubende Schönheit der Umgebung, in welcher wir uns befanden. Auch die Schönheit unserer Unterkunft wurde uns erst bei Tageslicht bewusst. Der Fussmarsch mit allem Gepäck hatte sich gelohnt. Wir befanden uns nämlich ein rechtes Stück im Dschungel und wie erwähnt war um unsere Unterkunft nichts als Dschungel zu sehen. Auf unserem Balkon chillten wir in den Hängematten, lauschten dem Rauschen des Flusses und blickten auf den umliegenden gigantischen und traumhaften Regenwald. Wir genossen diese unbeschreiblich schöne Stimmung und waren froh um die Erholung.
Am Nachmittag erkundeten wir das kleine Dorf „Bukit Lawang“. Es besteht grösstenteils aus kleinen Unterkünfte, einzelne Dschungelbars oder einladender Restaurants die auf beiden Seiten des Weges entlang des Flusses liegen. Kioskähnliche Stände sind die einzigen Orte wo man eine kleine Auswahl an Lebensmittel und Getränke bekommt. Wer sein Essen selber kochen möchte, sollte die meisten Zutaten mitbringen. Einen ATM gibt es hier ebenfalls nicht, weshalb genügend Bargeldreserve sinnvoll ist:). Hier erfuhren wir auch, dass in Indonesien im Gegensatz zu den meisten asiatischen Ländern US-Dollars nur ungern und meist zu schlechten Konditionen akzeptiert werden. Am besten nimmt man genügend Rupiah oder ansonsten Euros mit.
Wer findet den Affen im Bild? Tipp: Er sitzt auf einem Dach 😉
Nach der Rückkehr wartete Jeff schon mit einem Geschenk für Damaris auf uns. Für ihre Bauchschmerzen besorge er während des Tages ein Eukalyptusöl, welches aufgewärmt auf den Bauch einmassiert wird und auch mit warmem Wasser verdünnt eingenommen werden kann. Amen sorgte sich ebenfalls um ihr Wohlergehen und braute gegen ihre Übelkeit eine Medizin zusammen. Diese bestand aus einem ingwerähnlichen orange- roten Knollen, den er zuerst raffelte, den Saft auspresste, anschliessend mit genügend Salz abschmeckte und kurz erwärmte. Dessen Geschmack war tatsächlich so eklig wie es klingt, jedoch verschwand das Übelkeitsgefühl sofort für den ganzen Abend. Zusammen wurde viel geschwatzt, gelacht und Scrabble gespielt. Von Jeff erfuhren wir, dass er während 30 Jahren in Australien gelebt hatte und nun wieder nach Indonesien zurückgekehrt ist, da ihm seine Heimat fehlte. Seine australische Freundin kommt ihn regelmässig besuchen, worauf er sich immer riesig freut. Wir wissen nicht mehr wie es dazu kam, aber plötzlich sprachen wir über „Charlie Chaplin“ und staunten nicht schlecht, dass alle ausser Arief diese Filme bekannt waren. Am Abend darauf kam es sogar soweit, dass Jeff seinen Laptop auspackte und wir gemeinsam einen dieser legendären Filme schauten. Die Reaktionen und das herzhafte Lachen von Arief verstärkten dabei den Humor noch um einiges. Mitten im Dschungel von Sumatra einen Film von Chalie Chaplin mit Einheimischen zu schauen war wirklich eine super Sache, welche wir uns nie erträumt hätten :). Wir erlebten hier im Kupu Kupu Garden noch einige aussergewöhnliche Dinge, die wir euch leider nicht alle erzählen können. Besonders amüsant fanden wir aber, als wir an einem Nachmittag zur Terasse vor Küche gingen. Dort erhielt Jeff gerade ein neues Tattoo von Agung, dem in Bukit Lawang und sogar Teilen Europas bekannten Tätowierer. Es gibt bestimmt deutlich weniger schöne Umgebungen, um sich ein Tattoo stechen zu lassen 😉
Nachdem wir am nächsten Tag ausgeschlafen, Blog geschrieben und uns auf der Hängematte ausgeruht hatten, unternahmen wir einen Ausflug zu den „Fledermaushöhlen“. Viel Energie war noch nicht vorhanden, sodass wir nur den ersten Teil des Höhlensystems besuchten. Jedoch beobachteten wir dort schon viele hängende Fledermäuse aus nächster Nähe. Ein aufregendes Erlebnis, das wir nur weiterempfehlen können. Die gesamte Höhle zu erkunden soll ebenfalls sehr schön sein. In diesem Fall sollte man aber mit einer ortskundigen Person in die Höhle. Beim Eingang, wo man den Eintritt bezahlt, warten meist ein oder zwei Einheimische, die sich für ein kleines Entgelt als Guide anbieten. In der Gegend der Höhlen stieg uns ein furchtbarer fauler Eiergeschmack entgegen und wir wunderten uns woher der kommt. Auf dem Rückweg entdeckten wir, dass sich dort eine Gummibaumplantage befand. Ein spezieller Schnitt in die Rinde lässt die zähe Flüssigkeit aus dem Baum träufeln. Diese rinnt entlang der Rinde in eine halbierte Kokosnussschale, die zuvor am Baum befestigt wurde, aufgefangen. Kurz vor dem Dorf trafen wir auf einige „Thomas Leaf Monkeys“, die man unter anderem an der modischen Frisur erkennt. Ein Einheimischer versuchte uns zu imponieren indem er mit einer leeren Bananenschale einen der Affen zu sich lockte. Er sprang ihm auf die Schulter und lief über den Arm um die erhoffte Banane zu ergreifen. Dieser junge Mann war ein Paradebeispiel für einen unprofessionellen Guide vor denen man im Internet und in den Reiseführern gewarnt wird. Affen zu füttern ist für Tier und Mensch gefährlich und deshalb verboten. Gerade in der Nebensaison versuchen manche Guides trauriger Weise mit solchen „coolen“ Tricks Kunden für einen Treck zu gewinnen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen holte Jeff drei DJembes und spielte mit Agung und Amen verschiedene Rhythmen. Leider ist es nicht möglich diese unglaubliche Stimmung zu beschreiben, man muss es einfach erlebt haben: Die Umrisse des dunklen Dschungels, das Rauschen des Flusses, einzelne Tierlaute und dazu die hypnotisierenden Klänge dieser Trommeln! Schon bald gab einer von ihnen einen Platz frei, sodass auch wir uns darin versuchen konnten. Es machte viel Spass zusammen mit ihnen eigene Rhythmen zu spielen, auch wenn es zu Beginn schwieriger ist, als man denkt 😉 So ging ein weiterer wundervoller Tag in Bukit Lawang zu ende, wo wir ursprünglich nur 3 Tage verweilen wollten. Als wir in Richtung Bett aufbrachen freuten wir uns bereits unglaublich auf den bevorstehenden zweitägigen Dschungel Treck.
Nach einem stärkenden Frühstück marschierten wir gemeinsam mit Arief nach Bukit Lawang. Dort wartete Amed auf us, welcher bereits früh morgens losgezogen ist, um die Vorräte für die Wanderung zu besorgen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Eingang des „Taman Nasional Gunung Leuser“. Unterwegs erklärte Amen interessante Fakten über lokale Pflanzen, z.B. dass viele Pflanzen bei denen die Blätter der Länge nach gestreift sind im Dschungel als Heilpflanzen für verschiedene Krankheiten und Verletzungen verwendet werden. Auch schnitt er aus der einen Pflanze ein Stück Rinde ab. Deren Geruch erkannten wir sofort: Zimt. Legt man diese dünnen Stücke in die Sonne, so rollen sie sich beim Trocknen von selbst zusammen zur Form, die uns als „Zimtstangen“ bekannt ist.
Zu den Orang-Utans erhielten wir ebenfalls interessante Infos. So stimmt die DNA dieser Primaten zu einem bedeutenden Teil mit der menschlichen DNA überein. Deshalb können Krankheiten, Keime etc. leicht von ihnen auf uns übertragen werden. Was für uns zu unangenehmen Erkrankungen führen kann, ist für die Orang-Utans oft lebensgefährlich. Es gibt regelmässig Vorfälle, in denen Touristen, die den obligatorischen Mindestabstand von 7 Metern nicht einhielten, gebissen werden. Je nach Bissstelle kann das zu schweren Verletzungen führen, selbst wenn das Tier keine Tollwut hat. Obwohl Amen sehr darauf achtete, dass wir den Mindestabstand einhielten, erfuhren wir schon bald, dass dies nicht immer möglich ist.
Schon nach einem gut 30 minütigen Marsch entdeckte Arief den ersten Orang-Utan. Dort trafen wir heute zum ersten Man auf weitere Touristen. Drei Holländer waren mit dem „Bananenschalen- Guide“ unterwegs (offenbar funktionierten seine Tricks) und schauten fasziniert in die Baumkronen. Wir folgten ihren Blicken und sahen weit oben ein Orang-Utan Weibchen mit einem Jungen. Amen erklärte uns, dass es sich hier um wilde Orang-Utans handelt. Da sie im Dschungel geboren waren und nie Kontakt zu Menschen hatten, bleiben sie in den Bäumen und nähern sich den Menschen normalerweise nicht. Beim genauen Hinsehen konnte man sogar das Baby erkennen, welches sich an der Mutter festklammerte. Damit hätten wir als letztes gerechnet, dass wir sogar ein Baby zu Gesicht bekommen würden. Es herrschte eine ganz ruhige Stimmung und es war ein enormes Gefühl welches die Begegnung mit diesen Primaten in uns auslöste. Bereits 10 Minuten nachdem wir die andere Gruppe und die zwei Orang-Utans zurückgelassen hatten, begegneten wir erneut einer Mutter und einem Jungtier. Die Mutter wurde im Rahmen des Programms hier ausgewildert und war somit „Halbwild“. Den Unterschied bemerkt man sofort, denn die beiden näherten sich uns bis auf ca. 10 Meter. Das Jungtier war neugierig, voller Energie und turnte später alleine umher. Es angelte sich durch die Äste wie es Tarzan nicht besser hingekriegt hätte. Auf dem Bild ist zu sehen, wie es zur Stärkung nach dem anstrengenden Workout Muttermilch erhält. Erneut handelte es sich dabei um etwas, das nur schwer zu beschreiben ist. Wir hatten uns wirklich gefreut, den Orang-Utans in der Natur zu begegnen. Was es für ein unglaubliches Gefühl ist, diesen intelligenten Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum so nahe zu kommen, hätten wir uns nicht erträumen lassen.
Nach diesen Erlebnissen und dem ersten steilen Aufstieg war es Zeit für das Mittagessen. Wir hatten uns gerade hingesetzt und uns dem leckeren Essen gewidmet, als wir nicht allzu weit Rufe hörten: „Mina is comming!“ von da an ging alles schnell. Im Eiltempo packten wir unser Essen zusammen und versorgten es in den Rucksäcken. Gerade als wir fertig wurden entdecken wir den Grund für die Aufregung. Sie verfolgte zwei andere Touristen und deren Guide. Mina, der wohl bekannteste resp. berüchtigtste Orang-Utan von Bukit Lawang schwang sich nicht wie erwartet von Baum zu Baum. Nein, auf ihren Füssen und ihre Arme trottete sie in schweren gemütlichen Schritten dem Weg entlang, auf welchem auch wir kurz zuvor das lauschige Plätzchen erreicht hatten. Vorsichtig wichen wir einige Schritte zurück und überliessen ihr den Platz. Auch Mina trug um sich geschwungen ein Baby. Mina war ebenfalls ausgewildert worden, will sich ihre Nahrung jedoch nicht mühsam zusammensuchen. Deshalb versucht sie, von den menschlichen Besuchern etwas zu erhalten. Wenn der Bananenschalen-Guide oder andere „grosszügige Spender“ nicht da sind, erhält sie es jedoch nicht ohne weiteres und versucht es sich zu holen. Beispielsweise hat sie das Reissverschlusssystem durchschaut und öffnet daher einen Rucksack ohne weiteres. Der andere Guide versuchte Mina mit einem Trick zu langweilen. Er reichte ihr einen Stecken nach dem anderen und hoffte, dass es ihr irgendwann zu blöd wird und sie sich zurückzieht. Als Mina in der Nähe Reste von Früchten entdeckte, nutzten wir die Gelegenheit und machten uns zügig vom Acker. Nachdem wir Mina’s Revier verlassen hatten, assen wir in Ruhe unseren Lunch. Währenddessen erzählte uns Amen zahlreiche spannende Geschichten, die sich hier im Dschungel ereigneten. Er erforschte selbst eine Zeit lang das Verhalten der Orang-Utans und verbrachte viel Zeit in diesem Gebiet. Eine Auswahl der Geschichten, die wir besonders spannend fanden, führen wir im Anschluss in diesem Bericht auf. Wenig später waren wir um unsere erfahrenen und professionellen Guides sehr froh. Als wir nach dem Lunch durch den Dschungel wanderten und unterwegs in einem Fluss eine seltsame Wasserschildkröte beobachtet hatten, endeckten wir erneut einen Orang-Utan. Wir konnten unser Glück kaum fassen, schliesslich gibt es auch Treckings bei denen die Besucher keinen einzigen Orang-Utan zu Gesicht kriegen. Amin kannte das Tier aus seiner Forschungszeit, es handelte sich um „Jackie“, eine halbwilde Orang-Utan Dame, die als sehr umgänglich bekannt ist. Deshalb näherten wir uns bis auf ca. 15 Meter an „Jackie“, die auf einem Ast ungefähr 5 Metern über dem Boden sass. Als wir sie beobachten geschah etwas Unerwartetes: Plötzlich schwang sich Jackie auf den Boden und bewegte sich auf uns zu. Jackie mochte Damaris offenbar besonders gerne und bewegte sich zielstrebig auf sie zu. Während Damaris dem steilen Hang entlang lief näherte sich ihr von der anderen Seite ein weiterer Orang-Utan, den wir bis anhin nicht entdeckt hatten. Um Damaris aus ihrer unvorteilhaften Lage zu befreien, versuchten unsere beiden Guides jeweils die Aufmerksamkeit eines Orang-Utans auf sich zu ziehen und wiesen uns an, wo wir uns hinbewegen sollten. Während Amen mit Damaris Hang aufwärts flüchtete, gingen Arief und Pascal nach unten. Ein dritter Orang-Utan beobachtete das ganze Geschehen von einem Baum aus. Nachdem die beiden Orang-Utans die „Verfolgung“ abgebrochen hatten vereinigten wir uns wieder. Nach einer kurzen Verschnaufpause mussten wir erleichtert über das erlebte Abenteuer lachen. Das untenstehende Foto schoss Pascal im Eifer des Gefechts. Es zeigt, welche Aufregung herrschte, und wie knapp alles war. Damaris ist zu diesem Zeitpunkt wider in halbwegs sicherer Distanz hinter Amen und im Hintergrund noch zu sehen:
Amen klärte uns auf, dass dieses Verhalten für Jackie völlig untypisch sei, da sie sich im Normalfall sehr ruhig und zurückhaltend verhält. Hätte sie Damaris erwischt (dazu hätte nicht mal ein Meter gefehlt), hätte sie vermutlich nicht gebissen sondern sie in der Hoffnung auf etwas Essbares festgehalten. Da dies bis zu mehreren Stunden dauern kann und aufgrund der enormen Kraft der Tiere nicht gerade angenehm ist, hatten wir also Glück gehabt :).
Der restliche Teil unserer Wanderung verlief verhältnismässig ruhig. Wir entdeckten riesige Pflanzen und verschieden Tiere. Wir hatten wirklich eine super Zeit und viel Spass mit unseren beiden Guides.
Als wir in unserem Camp ankamen, verabschiedete sich Arief von uns, da er heute noch zurück nach Bukit Lawang musste. In einer kleinen „Hütte“ warteten bereits zwei Freunde von Amen auf uns. Beide hatten Proviant und Tubeingringe für uns den Fluss hochgetragen. Während einer der beiden mit Arief zurück ins Dorf ging, blieb der andere im „Camp“, um ein feines Dschungel Dinner zu kochen. Am Flussufer unter freiem Himmel genossen wir die verschiedenen Köstlichkeiten, die über offenem Feuer zubereitet wurden. Bis in die frühen Morgenstunden plauderten wir, spielten verschieden Kartenspiele und genossen die wundervolle Zeit. Wir waren erstaunt darüber, dass wir den ganzen Abend nicht eine einzige Mücke entdeckten :).
Als wir am nächsten Morgen aufwachten, wartete bereits ein Frühstück auf uns. Die ebenfalls über offenem Feuer zubereiteten Bananen Pfannkuchen (samt Schokoladenpulver) schmeckten fabelhaft und entschädigten für die mässig erholsame Nacht auf den Matratzen, die kaum dicker als ein Blatt Papier waren. Während des Frühstücks besuchte uns ein riesiger Monitor Lizzard, der uns bereits beim Abendessen besucht hatte.
Nach einem erfrischenden Bad in einem nahegelegenen Wasserfall stand das Tubeing zurück nach Bukit Lawang an. Dabei wurden Plastikreifen zusammengekettet auf denen wir mit unserem wasserdicht verpackten Gepäck Flussabwärts trieben. Dabei handelte es sich eher um ein Rafting als eine gemütliche Flussfahrt. Das passieren von Stromschnellen und Teilen mit zügiger Strömung machten das Tubeing zu einem perfekten Abschluss unseres Dschungeltrecks. Mit den unvergesslichen Eindrücken der zwei Tage kehrten wir zurück in unsere Unterkunft und genossen ein weiteres Mal mit unseren Freunden das Family Dinner. Den nächsten Tag nutzten wir zur Entspannung und Verarbeitung der Erlebnisse der letzten Tage. Wir besuchten noch Agung, einige hundert Meter Flussaufwärts und packten wehmütig unsere Rucksäcke. Aus den geplanten 3 Tagen wurde eine ganze Woche die wir als absolutes Highlight unserer bisherigen Reise ernennen können 🙂
Nach dem letzten gemeinsamen Abendessen verabschiedeten wir uns von Arief und Amen. Jeff und Agung begleiteten uns nach Bukit Lawang. An einer Dschungelparty, wie sie hier bekannt sind, stiessen wir mit einem eiskalten Bintang auf die letzten Tage an und feierten bis kurz vor Mitternacht. Dann wurden wir von einem Freund von Jeff an den Flughafen von Medan gefahren (ca. 3 Stunden, 700‘000 Rupiah), wo wir um 5.30 einen Flug nach Yogyakarta auf der Insel Java hatten.
Falls es dieser Bericht noch nicht ausreichend verdeutlicht müssen wir zum Abschluss nochmals erwähnen wie unglaublich unsere Woche in Bukit Lawang war. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich einen Besuch dieses Dorfes und einen Dschungeltreck auf keinen Fall entgehen lassen. Das „Kupu Kupu Garden“ können wir als Unterkunft nur empfehlen. Die familiäre Atmosphäre, die unheimlich netten Leute und die Lage etwas ausserhalb des Dorfes im Dschungel sind einmalig. Ansonsten sollte man sich ausgiebig nach Unterkünften und auch professionellen Guides informieren.