Als wir Freunden und Arbeitskollegen von unseren Plänen einer einwöchigen Chinareise erzählten, reagierten einige fast etwas geschockt. «Lohnt sich das?», «Ist das nicht viel zu weit?». Doch wer für einige Tage nach New York reist, der kann auch einen gut einwöchigen Städtetrip nach Shanghai und Peking unternehmen. Der Flug dauert nämlich nur etwas mehr als 10 Stunden und die beiden Städte liegen eine Zugfahrt von 4.5 Stunden voneinander entfernt – eine Zugfahrt mit Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 300km/h, wohl bemerkt. Die ersten vier Nächte verbrachten wir in der 24-Millionen-Metropole Shanghai und hier lest ihr von unseren Erfahrungen und Tipps.
Erste Eindrücke unserer Reise nach China
Viele stellen sich eine chinesische Grossstadt folgerdermassen vor: überfüllte Ubahnen mit Gedrängel und Gestopfe, auf den Boden rotzende und rülpsende Leute und ganz schlimmer Smog. Als wir in Shanghai ankamen, wurden wir aber eines Besseren belehrt. Shanghai ist recht sauber und extrem modern: man zahlt nur noch per Mobile-Payment, 90% der Roller sind Elektroroller, Taxis sind praktisch nur noch per App bestellbar, vom Flughafen in die Stadt fährt die Hochgeschwindigkeits-Magnetbahn Maglev und die allermeisten Chinesen kaufen nur noch online ein. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren extrem rasant entwickelt und unzählige Hochhäuser wurden aus dem Boden gestampft.
Must-Sees in Shanghai
Unter anderem steht im neuen Finance Stadtteil das grösste Gebäude von China – der Shanghai Tower. Weltweit höher ist nur noch das Burj Khalifa in Dubai und bald noch das grösste Gebäude der Welt in Saudi Arabien. Die Sicht vom 112. Stock des Shanghai Towers ist selbstverständlich atemberaubend. Selbst die 80-Stock-Hochhäuser wirken vom Tower klein. Unser Tipp ist aber, bei gutem Wetter hochzugehen. Die Spitze des Gebäudes ist nämlich so hoch, dass sie oft schon in den Wolken liegt, was die gute Sicht auf die Metropole beeinträchtigt.
Am ersten Tag radelten wir mit Mietvelos, die geschätzt millionenweise an wirklich jedem Strassenrand stehen, zum berühmten Bund. Von dieser schönnen Passage dem Fluss entlang hat man auch eine wunderbare Sicht auf die beühmte Skyline von Padong, dem neuen Business District. Auch der Yugarden Markt sollte bei einem Shanghai-Besuch unbedingt auf sem Programm stehen. Dort wimmelt es zwar von Touristen, aber die eindrücklichen chinesischen Bauten sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Touristen heisst hier übrigens nicht gleich Westler. In China gibt es gefühlt 90% chinesische Touristen und nur einen kleineren Anteil Amis, Australier und Europäer. Es scheint aber, dass die Chinesen die westlichen Einflüsse als erstrebenswert empfinden. Für Starbucks oder ein veganes Restaurant im Kopenhagen-Einrichtungsstil geben sie gerne auch mal das dreifache aus als in den chinesichen Pendants. Zwei weitere Must-Sees sind die beiden Stadtteile Xîntîandí und Tíánzî Fāng, wobei beide aber auch auf Touristen und Gutverdiener ausgerichtet sind. Wer nach einem Souvenir oder speziellen Tee sucht, wird in Tíánzî Fāng auf jeden Fall fündig. Letztenendes sind es sicherlich nicht die Sehenswürdigkeiten, die Shanghai so sehenswert machen. Da hat Peking im Vergleich einiges mehr zu bieten. Der grosse Reiz in Shanghai ist der Mix aus absolutem Grossstadt-Feeling und chinesischer Tradition. Wenn man im Zentrum aus der Ubahn steigt, könnte man meinen, man sei in New York – wenn da nicht überall die roten Lampions hängen würden und die chinesischen Schriftzeichen auf den blinkenden Anzeigen. Und nicht zu vergessen: der Duft der chinesischen Garküchen, der nicht ganz jeder Nase zusagt…
In welchem Stadtteil wohnen in Shanghai?
Das ist natürlich keine leichte Frage, da verschiedenste Stadtteile ihren Charm versprühen. Sicherlich viel zu bieten hat das Quartier French Concession, wo auch die meisten Expats wohnen. Wer sich nach vielen chinesischen Restaurants doch auch wieder einmal nach einem Capuccino in einem gemütlichen Kaffee sehnt, der ist hier richtig. In den kleineren Strassen findet man viele kleine Läden oder auch Szene-Bars. Chinesischer oder besser gesagt chaotischer geht es in den Parallelstrassen von der Nanjing-Road zu und her. Es ist aber zu erahnen, dass dieser Stadtteil rund um den Bund nie schläft und auch noch seinen Preis hat, bzw. fast unbezahlbar ist. Da wir bei unseren Liechtensteiner Freunden wohnen durften, wohnten wir wie die allermeisten anderen Expats in French Concession in einer sehr hübschen Wohnung an der Huahai Road Höhe Donghu Road. Dies ist ein idealer Auspunkt für viele Läden, Restaurants und Bars, die jedoch auch eher in der mittleren bis höheren Preiskategorien liegen.
Weitere Tipps für die Shanghai-Reise
Auch in einer modernen Weltstadt wie Shanghai spricht immer noch fast kein Mensch Englisch, was beispielsweise den Ticketkauf bei der Metro zu einer ziemlichen Herausforderung macht. Die Chinesen sind aber sehr hilfsbereit und wenn man eine Weile lang etwas hilflos herumsteht, kommt jemand zur Hilfe. Ein ganz wichtiger Tipp für China ist aber, die wichtigsten Adressen oder Fragen auf einen Zettel in chinesischer Schrift bei sich zu tragen. Da wir praktisch kein Fleisch essen, hätte uns ein solcher Zettel mit dem Wort «vegetarisch» in Restaurants schon einiges an ungewollten Überraschungen erspart. Aber das ist halt in China «part of the game», was die ganzen Erlebnisse auch abenteuerlich machen.