Das wichtigste zuerst: egal von wo nach wo man in China reisen möchte, wichtig ist, sich die Zugtickets frühzeitig zu sichern. Je nach Saison (chinesisches Neujahr und Schulferien im Juli/August) ist es ausgeschlossen, am Reisetag selbst noch Billette zu kaufen. Hifreich ist das App ‹Ctrip›, das, auch auf Deutsch und Englisch, real time Informationen gibt, welche Tickets auf welchem Zug noch erhältlich sind und schliesslich kann man sich diese gegen einen kleinen Aufpreis online reservieren lassen. Um das mühsame Anstehen am Bahnhof, um die Tickets abzuholen, kommt man aber leider nicht herum. Jedoch lassen sich alle reservierten Billette zum gleichen Zeitpunkt abholen. Wichtiger Hinweis: unbedingt den Reisepass im Original zum Bahnhof mitnehmen, ansonsten bekommt man kein Ticket ausgehändigt. Schliesslich wollen die Chinesen «track you».
Da ich mich in Kunming kurzum entschlossen hatte, den Zug nach Dali zu nehmen, bin ich frühmorgens mit Sack und Pack zum Bahnhof und habe mich durch die Menschenmassen gekämpft. Chinesen haben beim Anstehen in einer Reihe ein anderes Verständnis von Abstand halten zueinander und vor allem auch wer nun jetzt zuerst am Schalter sein Anliegen anbringen darf. Es dauerte mindestens 10 min., bis ich dem jungen Herrn hinter der Glaswand klargemacht hatte, dass ich ‹heute, um 08:35 Uhr, von Kunming nach Dali› reisen möchte. Ich war halt zeitlich ein wenig knapp dran und deshalb blieb mir für die rund achtstündige Fahrt nur noch ein Stehticket übrig. Auch bei uns zu Hause heisst ein Ticket ja nur, dass man mitgenommen wird, Anspruch auf einen Sitzplatz hat man streng genommen nicht. Aber, in China sieht das schon ein bisschen anders aus. Einen Zug betreten kann man nicht einfach wann man will, sondern es gibt ein Prozedere wie beim Boarding eines Fluges. In einer grossen Halle musste ich herausfinden, durch welches ‹Gate› mein Zug zu ‹boarden› war und fand dann bereits eine riesige Schlange wartender Menschen vor. Nun gut, die Chinesen sind ja wie gesagt gut im Drängeln und so habe ich mich, im Bewusstsein meines minderwertigen Tickets, sehr weit vorne in die Reihe gestellt. Als das Tor aufging, gab es kein Halten mehr und alle Leute sind die Treppe zum Gleis hinunter gerannt. Schnell hatte ich mich orientiert und meinen Wagen gefunden. Man steigt immer durch die hintere Wagentür ein. Im Wagen bin ich ganz nach vorne gegangen und habe einen Klappsitz im Gang in Anspruch genommen. Angefügt werden muss hier noch, dass das ein Sleeperzug war und jeder Wagen mit mehr oder weniger bequemen Betten – quer zur Fahrtrichtung und drei übereinander – ausgestattet war. Für Leute mit Stehticket ist es nicht gestattet, sich auf die unterste Reihe Betten, also die Sitzbänke tagsüber, zu setzen. Grundsätzlich muss man im Gang oder aber ausserhalb der Kabine, vor der Toiletten, bei den Rauchern, stehen. Egal ob die Fahrt nun eine oder 23 Stunden dauert. Auf meinem Klappsitz blieb ich unbemerkt und verharrte dort einfach acht Stunden lang. Chinesen haben offenbar die Eigenschaft, nicht still sitzen zu können und das Doofe daran war, dass ich deshalb alle 10 Sekunden an die Schulter gestossen wurde, weil jemand durch musste oder wollte.
Der Bahnhof von Dali liegt eigentlich gar nich in Dali sondern in Xiaguang. Vom Bahnhof muss man Bus Nr. 8 nehmen, um nach ‹Dali Old Town› zu gelangen. Am Stadtrand, ausserhalb der Stadtmauern, hielt der Bus und dann wurde die Orientierung etwas schwierig. Mit dem kleinen Stadtplänchen im Reiseführer wollte ich die grosse Hauptstrasse finden, der ich zu meinem angestrebten Hostel hätte folgen sollen. Hätte. Obwohl in chinesischen Schriftzeigen angegeben, wusste offenbar keiner der mindestens 10 Personen, die ich gefragt hatte, wo die Tibet-Myanmar-Road ist, also quasi die Panamerica dieser Region. Mit etwas Unverständnis im Kopf habe ich nach einiger Zeit dann das Jade Emu Hostel gefunden. Dort kostet das Bett im Dorm 35 RMB (ca. 5,2 CHF/5 EUR). Die Mitarbeitenden dort sprechen gut Englisch und die Gäste sind mindestens hälftig Ausländer, sodass ich einmal ein paar Sätze auf Englisch wechseln konnte.
Die Altstadt von Dali ist sehr touristisch, jedoch vor allem beliebt bei Chinesischen Touristen. Das (vielleicht) ein Dutzend ausländischer Reisenden, die vor allem in Richtung Lijiang und Tiger Leaping Gorge unterwegs waren, geht in der Menge Chinesen völlig unter. In Dali gibt es nebst viel billigem Schrott (wie überall in China) und Souvenirs (also wiederum billigem Schrott) eine Bäckerei, die sogar für den mitteleuropäischen Geschmack gute Brötchen anbietet. Ein solches habe ich mir gegönnt 🙂
Ausserhalb der Stadt gibt es in erster Linie drei Pagoden zu besichtigen. Der Eintritt dazu kostet 120 RMB, lohnen tut es sich nur mittelmässig. Auf den Fotos hat man dann – ja richtig – vor allem chinesische Touristen, die mit gespreizen Zeige- und Mittelfinger vor jedem erdenklichen Fotosujet posieren. Das habe ich erwartet und das wurde mir auch von Leuten im Hostel bestätigt. Deshalb bin ich auch nicht hineien und bin aber stattdessen kurz vor dem Pagodengelände links abgebogen und den Hang hinauf ins Wohnquartier gelaufen. Bis zum Waldrand bin ich gegangen und hatte von dort eine gute Sicht auf die Pagoden, die Altstadt und den See im Hintergrund. Es gibt einen Wanderweg, der noch weiter in den Wald und die Hügel hinaufführt, sodass ich sogar noch eine kleine Wanderung angehängt hatte.
Am nächsten Tag wolte ich nach Lijiang weiterreisen. Da ich festegestellt hatte, dass (gemäss Reiseführer), der Zug früher fährt als der erste Bus zum Bahnhof, entschied ich per Bus zu reisen. Dieser ist zwar etwa doppelt so teuer, jedoch liegt der Preis von 62 RMB immernoch im Rahmen. Im Hostel kann man Tickets auch für 75 RMB inkl. Pick-up zum Busbahnhof kaufen.