Ich habe mich schon einige Male gefragt, ob das Wort «Kulturschock» angebracht ist, wenn jemand aus Europa in ferne Länder reist. Also wenn ich auf all meinen Reisen bisher von Kulturschock sprechen kann, dann nach der Ankunft in Dar Es Salaam. Es ist extrem staubig, die Strassen voller Löcher, Verkehrsregeln existieren aus Prinzip nicht. Doch nun von vorne. Ich hatte schon von zu Hause aus ein Guesthouse mit Transfer vom Flughafen reserviert. Der Fahrer mit dem Schild «MR. THUNHER» stand dann auch wirklich am Ausgang, auch der ATM funktioniert einwandfrei. Nach einer langen Reise bin ich dann auch gleich schlafen gegangen. Solange, bis pünktlich um 05.00 Uhr der Muezzin mich mit dem Morgengebet weckte. Egal. Als ich dann vom Hunger getrieben aus dem Hotel wollte, traf ich einen etwas verwirrten Russen da stehen und ich fragte ihn, was er vorhabe. Aus seinem unverständlichen englisch/französisch/russisch Gemisch habe ich zwar nicht verstanden was er wollte, wir sind dann trotzdem zusammen losgezogen. Durch die Strassen der Altstadt bis hin zum Hafen, und vom National Museum über einige Essstände wieder zum Guesthouse. Es ist spannend zu sehen, wie einfach die Leute hier leben, und dennoch sehr zufrieden sind mit dem was sie haben. Einer verkauft Tomaten aus dem Kofferraum seines Autos, andere grinsen einfach nur und rufen uns «jambo rafiki» (willkommen Freund) oder «Mzungu» (Weisser) zu.
Wie immer wollte ich nicht in ein Fast-Food-Restaurant nach europäischem Vorbild essen gehen, sondern so einfach und günstig wie möglich. Also ging ich los und setzte mich auf so einem wackligen Holzbänklein neben all die Einheimischen. Sofort ging das Gelächter unter den kochenden Frauen los. Ein «Mzungu» ist da und will essen. Sehr komisch. Sie hatten ihre Freude und ich auch. Das Essen war einfach und hat keine 80 Rappen gekostet.
Komisch, dass Dar Es Salaam, auf der einen Seite so hässlich und dreckig, auf der anderen so liebevoll wie der Herr am Nachmittag, den ich nach Internet fragte. Sofort antwortete er (in perfektem Englisch), er habe noch ein anderes Handy und er gibt mir das. Zusammen haben wir es hingekriegt, dass ich sein Internet mit meinem Handy nutzen kann… Schönes Erlebnis.
Der zweite Tag in Dar Es Salaam begann schon um 06:30 für mich. Im typisch afrikanischen Kariakoo-Viertel findet immer früh morgens der Markt statt, wo man sich mit Lebensmitteln aller Art, aber auch mit Geräten für den Haushalt oder die Werkstatt eindecken kann. Mein russischer Kollege war natürlich auch am Start. Er alleine hättedie Wegbeschreibung des Typen an der Rezeption weder verstanden noch den Markt schliesslich gefunden. Auf jeden Fall war er schockiert vom Anblick, wie die Leute ganze Rinder auseinander schnitten und brauchte viermal „ten minute“ für „photo“. Ok. Mein wohlwollender Aufruf, er dürfe doch jederzeit fotografieren, hatte er nicht verstanden. Auf jeden Fall war der Markt ein Erlebnis. Aber nicht nur der Markt selbst, auch der Rückweg, resp. der Weg zum Fishmarket war lustig. Auf einer Wand waren sehr deutlich erkennbar die Portraits von US-Präsident Obama sowie US-Superstar Jay-Z gemalt. Er schrieh „look, Obama and local people“, ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Von Jay-Z hat er noch nie gehört… Egal.
Auf gings zum Fishmarket. Ich hatte den Weg schnell gefunden, der Markt liegt auch direkt am Hafen. Wer schon mal gesagt hat, es stinke irgendwo nach Fisch, der war wohl noch nie auf solch einem Markt. Aber interessant war er allemal. Nach ein paar frittierten Meeresfrüchten habe ich mich auf den Weg zurück zum Guesthouse gemacht, denn mittags ging die Fähre nach Sansibar.